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20. März 2022 – Der Informationskrieg

Heute im Tagesspiegel ein Interview des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen. Er vergleicht die beiden informationellen Lager Putin und Selenskyj. Der eine ein Meister der symbolischen Interaktion, der Social Media, plus eigener Theaterkompetenz; der andere ein Meister der militärischen Realkompetenz, verbunden mit „Informationssmog“, also unaufhörlicher Desinformation. Es gibt also ein „Gegeneinander von militärischer und medialer Macht – und zwei Parallelrealitäten, die die Wahrnehmung prägen; die Wirklichkeit des Krieges und die der Kommunikation.“ Pörksen sieht beide gegenläufig: während Putin sein Volk zunehmend informationell einkesselt – wie die ukrainischen Städte!- , versucht Selenskyj sämtliche Weltparlamente zu erreichen. Pörksen folgert, die “ Implosion des Putinschen Propagandagebäudes ist unvermeidbar„, es wird eine „immer schärfere Drangsalierung von Protestierenden und ein grausames Endspiel um die Macht im Kreml“ geben, „mit unabsehbaren geopolitischen Folgen“.

Das mag natürlich alles sein. Aber warum fehlt hier die ganz reale Weltpolitik, die Diplomatie, die UNO? Gehören diese Kommunikationen etwa nicht in den medienwissenschaftlichen Horizont? Was bedeuten die zahlreichen Telefonate der Staatschefs Macron, Biden, Erdogan, Scholz mit diesem russischen Präsidenten, diesem Freund des chinesischen, dem eigentlichen Weltherrscher? Sind die Telefonate nur lästige und politisch unergiebige Szenen für das weltweite TV Publikum oder sind es nicht vielmehr letzte Versuche der westlichen Welt, die Übermacht der asiatischen – der euroasiatischen – abzuwehren?

2024-10-23T14:27:36+00:0003 '22|Gesprächsrundschau|

17. März 2022 – Das „Wortduell“

So nennt heute das Handelsblatt den jüngsten Austausch zwischen Joe Biden und Vladimir Putin. „Das Grauen in der Ukraine, das bereits drei Millionen Menschen in die Flucht trieb, führt zum direkten Duell zwischen Vladimir Putin und Joe Biden. Alle Zurückhaltung ist weg. „Biden nennt Putin einen Kriegsverbrecher, Putin behauptet, der Westen woll Russland zerschlagen und abschaffen. Viele Länder hätten sich „damit abgefunden, mit gebeugten Rücken zu leben, aber Russland wird sich niemals in einem so erbärmlichen und gedemütigten Zustand befinden. „In wenigen Minuten will Volodymyr Selenskyj eine Videonachricht an den deutschen Bundestag richten.“

Nachtrag vom 20. März: Selenskyj hat also gesprochen, eindringlich, beschwörend und kritisch gegen die Bundesrepublik. Alle Initiativen seien zu spät gekommen, besonders die frühen und lauten Warnungen vor dem Unternehmen Northstream 2 nicht ernst genommen und überhaupt Putins Abgleiten in den Hass – siehe die Krim-Annexion – nicht verstanden worden. Die Rede wurde mit anhaltendem Beifall der Abgeordneten eröffnet und mit einer würdigen Rede der Bundestagspräsidentin Göring-Eckard eingeleitet. Aber danach gab es keine Diskussion des Parlamentes – Anlass zu wiederum heftiger Kritik sowohl intern als auch medial. Welche Bedeutung hat dieser Auftritt vor dem Hintergrund des „Wortduells“ von Biden und Putin?

2024-10-23T14:28:26+00:0003 '22|Gesprächsrundschau|

12. März 2022 – Das wahre Gesicht des Krieges

Gespenstisch in jeder Hinsicht waren die letzten beiden Monate mit dem Überfall der Russen auf ihr Brudervolk, die Ukrainer. Angeblich wollte Putin dieses Kernland der russischen Föderation heim ins Reich holen, wie Hitler gesagt hätte. Um dieses Plagiat zu verschleiern, behauptet Putin, er müsse in Kiew Nazis vertreiben – einen jüdischstämmigen Präsidenten entmachten oder besser wohl: töten. Wie teuflisch.

Nun gibt es also eine ungeheure Übermacht mit mehr als 150tausend Soldaten und einer modernisierten Flotte einerseits, und ein kleines Land mit 40 Mio Einwohnern, aber wild entschlossenem Widerstand andererseits. Während alle Welt aus pandemischen Gründen Masken trägt, hat Putin die Maske der Zivilität fallen lassen: das hässliche Gesicht des Krieges, mit brutalen Morden der Zivilbevölkerung, tritt nackt heraus. Und fordert die westliche Welt zur Reaktion. Noch trägt diese westliche Welt die Maske des Händlers – mit ihren schneidenden Sanktionen. Niemand will einen dritten Weltkrieg in Europa. Aber der Diktator droht mit Atombomben – ist es wirklich nur Bluff, wie Selenskij meint?

2024-10-22T23:39:29+00:0003 '22|Gesichtsrundschau|

10. März 2022 – Zum ewigen Frieden: Kant lesen

In der heutigen Ausgabe der ZEIT steht ein Interview mit Volodymyr Selinskij. Er schildert die Angriffe des übermächtigen Gegners und die Verteidigungen seines kleinen Volkes. Er weiss, dass er sich ohne die Hilfe der großen internationalen Militärbünde wird unterwerfen müssen, aber noch ist er dazu nicht bereit. Er verlangt weiter Waffen und wirtschaftlich erdrückende Sanktionen. Vielleicht ahnt er, dass die Welt ihm entsetzt und begeistert bei seinem Heldentum zuschaut, auch mitfiebert, aber er will nicht aufgeben. Das Heldentum verlangt freilich das Opfer des Volkes, weniger das des Helden. Niemand hat diesen entsetzlichen Kampf um das Verhältnis von Recht und Gewalt illusionsloser analysiert als Immanuel Kant in seiner Schrift über den „Ewigen Frieden“ von 1795-96.

Zu dieser Szene passt der Bericht in der WELT über die andauernden Telefonate des französischen Präsidenten Macron mit dem Diktator. Martina Meister berichtet, dass es seit dem 14. Dezember 2021 fünfzehn Gespräche gab, zuletzt am vergangenen Sonntag. Dass man nicht schießt, wenn man miteinander spricht, hat Putin falsifiziert: es wurde geschossen. Seit Beginn der Kriegshandlungen gab es vier Telefonate, erfolglose. Da Putin kein Französisch und Macron nicht Russisch spricht, braucht man Übersetzer, das verlängert den Austausch um das Doppelte, erleichtert aber die Protokollierung. Der Eindruck bleibt, wonach Putin die Videoschalte nur zu Propagandazwecken benutzt oder schlicht, um sich über Macron zu amüsieren. Dieser wiederum könnte die Protokolle des Austauschs teils für seinen Wahlkampf nutzen, teils aber auch als Dokumentation für den Internationalen Gerichtshof.

2024-10-23T14:33:43+00:0003 '22|Gesprächsrundschau|

9. März 2022 – Der Melierdialog

Gymnasiasten älteren Jahrgangs kennen in aller Regel die bahnbrechende Geschichte vom Krieg zwischen Athen und Sparta vor rund zweieinhalbtausend Jahren in der Darstellung von Thukydides, einem Zeitgenossen. Das 5. Buch handelt vom Kampf der athenischen Staatsmacht gegen die Insel Melos. Diese kleine Insel wollte sich der Übermacht nicht ergeben, wurde aber schliesslich bezwungen und vollkommen zerstört. Ihre Schutzmacht Sparta wollte nicht beistehen. Thukydides schildert diese Szene in einem berühmten Dialog, zwar fiktiv, aber blendend analytisch. Es geht um die Fragen von Macht und Recht, Neutralität und Parteilichkeit, Hoffnung und Illusion, letztes Aufbäumen und schliessliches Ende. Die Parallelen zur aktuellen Lage der Ukraine sind frappierend. Aktuell scheint der ukrainische Präsident sich mit der Zurückhaltung der NATO abzufinden, der geforderten Neutralität zuzustimmen, die Provinzen Donezk und Luhansk als autonom anzuerkennen ebenso wie die Zugehörigkeit der Krim zu Putins Russland. In jedem Fall verlangt er einen Dialog mit Putin.Wird es ihn geben?

2024-10-23T14:34:23+00:0003 '22|Gesprächsrundschau|

3. März 2022 – Gespräch unter Feinden

Anders konnte es wohl nicht kommen. Putin zerbombt seit Tagen die Ukraine – diese Ukraine sucht Schutz bei der EU – Friedensgespräche mit Russland werden unter dem unverdienten Namen an geheimen Orten geführt, während die Infrastruktur des Landes zersplittert. Der Osteuropahistoriker Karl Schlögel ist der Autor der Stunde. Bereits 2015 veröffentlichte er ein Buch „Entscheidung in Kiew“, über den Maidan- Aufstand und die Okkupation der Halbinsel Krim: das Modell für die gegenwärtige „Rückholung“ eines ganzen Landes. In jahrelanger Reiseforschung hat Schlögel die geschichtsträchtigen Städte erlaufen und beschrieben: Kiew, Charkiv, Odessa, Mariupol, Lemberg, und viele mehr. Damals standen sie noch unversehrt. Heute muss man sie nachlesen.

Immer deutlicher wird der Bauplan jene Kulturtechnik namens Dialog, die in diesem Tagebuch seit vielen Jahren beobachtet wird. Dieser Bauplan gleicht einem von unten zerbröselnden Baum, obgleich die rasante Ausdifferenzierung der technischen Medien eigentlich seine Blüte simuliert, vergleichbar den genealogischen Bäumen mit starkem Stamm und zahlreichen Nachkommen. Den Zerfall beschleunigen Hass und Lüge auf der untersten sozialen Ebene, am Stammtisch, in der Familie, unter Freunden und erst recht Feinden. Auf höherer Ebene spielen sich Duelle aller Art ab, zwischen Medien, Institutionen, Ländern und Kontinenten. Vor zwei Tagen wurde nun noch ein letzter Dialog auf der obersten Ebene verlangt: zwischen Putin und Joe Biden. Ist er noch denkbar? Könnte er die Kulturtechnik „heilen“?

2024-10-23T14:35:04+00:0003 '22|Gesprächsrundschau|

24. Februar 2022 – Nun also Krieg

So sieht er also aus, der Zusammenbruch der Gesprächswelt, das Ende der internationalen Diplomatie zwischen Ost und West. Grausam und sekundenschnell zeigt es der Ticker von n-tv: Putins Blitzkrieg gegen die Ukraine von drei Seiten und aus der Luft, und dazu den heldenhaften Kampf der Ukrainer gegen ihn, verlassen von aller Welt, wie sie sind. Sie schiessen zurück, sie fliehen, sie verlieren ihre Liebsten, sie sterben. Zwar sieht und hört man noch emsige Betriebsamkeit bei NATO, EU, G 20 und G 7 und in den präsidialen Büros – aber wann werden die viel beschworenen, angeblich einmütigen Sanktionen wirken? Ein verwundeter Bär wird tobsüchtig. Dass sich Putin an Hitlers Kriegsführung inspiriert, ähnlich wie Donald Trump (der soeben Putins Aktion lobte), hat sich herumgesprochen. Aber wie reagierte die deutsche Wehrmacht auf ihre Niederlage, kam sie willig und eilig mit weissen Fahnen herbei? Absolut bedrohlich ist Putins Besitz von Atomwaffen und unheimlich die Geschwindigkeit, mit der vor wenigen Stunden das giftige Tschernobyl von den Russen erobert wurde. Dort hat man nach 1986 man tödliche Strahlen einbetoniert. Wehe, wer diesen Sarg öffnet.

2024-10-23T14:35:34+00:0002 '22|Gesprächsrundschau|

23. Februar 2022 – Dialogende- Kriegsbeginn?

Die Welt zittert nach der Rede Wladimir Putins. Den Dialog mit dem Westen (Minsk Format) hat er erbittert beendet, in der Pose des Imperators; einen Krieg hat er raffiniert angebahnt. Um nicht einmarschieren zu müssen, wurden die beiden ukrainischen Provinzen Luhansk und Donetzk zu „Volksrepubliken“ erklärt und mit diesen ein Bündnis geschlossen. Einlaufende Soldaten wären nurmehr Hilfstruppen. Aber gegen wen? Enigmatisch wird ein Einsatz „im Ausland“ erwähnt. Die West-Ukraine beginnt mit einer „Teilmobilisierung“ und Wehrübungen der zivilen Kräfte.

In der FAZ von heute wird der Vergleich mit dem Münchner Abkommen 1938 gezogen. „Man tut Putin nicht unrecht, wenn man beim Namen nennt, mit wem er sich in der Wahl seiner Mittel gemeinmacht“, also mit Hitler, schreibt Patrick Bahners. Sein Kollege Simon Strauss dagegen findet in dieser Szene nur „ein Ringen zwischen zwei Zeitrechnungen. Der eine glaubt an die imperiale Idee, die andern orientieren sich am Paradigma der Kommunikation.“ Zweierlei Leserschaft will man ansprechen – die Alten und Gebildeten, die sich an das desaströse Hitler- Handeln erinnern samt allen Folgen; die Jungen, die doch garnichts anderes kennen als Kommunikation, allenfalls Streik, ergo Bürgerkrieg. Man sah es in Frankreich, im Kampf der Gelbwesten, man sah und sieht es heute in Kanada, mit den Truckfahrern, die ein fatales Exempel statuieren.

Der jetzt angezettelte „Bürgerkrieg“ zwischen Ukrainern im Osten und Ukrainern im Westen hat wohl keine Analogie. Er wurde infam ausgeheckt.

2024-10-23T14:36:09+00:0002 '22|Gesprächsrundschau|

20. Februar 2022 – Statt Dialog: Schachspiel oder the Great Game

Einmütig ratlos zeigen sich die westlichen Mächte, die das Schachspiel nicht erfunden haben. Schon vor Jahren zeigte eine Karikatur Putin als einsamen Schachspieler vor acht Gegnern: offensichtlich erfolgreich. Die Medien attestieren ihm gerade einen paradoxen Erfolg: Einmütigkeit der acht, jedenfalls solange die Sanktionen nicht öffentlich präzisiert wurden, solange Northstream 2 immer noch für möglich gehalten wird. Abenteuerlich ist diese dialogische Spielform am Rande des Krieges: der US Geheimdienst verrät uns einen genauen Einmarschtermin, der Tag verstreicht in Ruhe, Putin kann höhnen. Die Nerven von Millionen Menschen liegen blank. Hat man Putin falsch eingeschätzt?

Gespenstisch die Situation der Münchner Sicherheitskonferenz: kommt es zu einem München 1938? Ziemlich sicher wird niemand eine Besetzung der Ukraine mit Waffengewalt verhindern, niemand wird dies Land in der NATO sehen wollen, obgleich man dem Land freie Bündniswahl attestiert. Kann man diplomatisch eine neutrale Ukraine errichten?

2024-10-23T14:36:40+00:0002 '22|Gesprächsrundschau|

18. Februar 2022 – Dialog – Zerfledderung und Zermürbung – Krieg?

Die Woche endet mit dramatischen Beratungen. Moskau hat als Antwort an die NATO schriftlich die Machtgrenzen vom Jahr 1997 zurückverlangt und, statt Truppen zurück zu ziehen, eine neue „Übung“ mit Atomwaffen vorgestellt. Unter diesen Drohgebärden beginnt heute die Münchner Sicherheitskonferenz mit 35 Ländern, ohne russische Teilnahme. Gleichzeitig will Präsident Biden erneut mit den wichtigsten westlichen Ländern die Lage beraten.

Was geschieht hinter der Bühne? Ist die Pipeline Northstream 2 der eigentliche Zankapfel? Frau Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, vertritt die Interessen ihres Landes. Die Pipeline garantiert Arbeitsstellen und Sicherheit. Aber jetzt hat sich Frau Schwesig zu einer Operation abgemeldet. Was denkt ihr Stellvertreter?

Der EuGh hat die ungarisch-polnische Klage gegen den Rechtsmechanismus der EU abgewiesen. Auch Donald Trump hat eine juristische Niederlage erlitten. Sein langjähriger Steuerberater will die Richtigkeit der letzten Jahresabschlüsse nicht mehr garantieren. Auch den Prozess um die Akteneinsicht in Sachen Kapitolerstürmung am 6. Januar 2021 hat Trump verloren. Der Untersuchungsausschuss muss und kann jetzt tausende von mails studieren. Gottes Mühlen mahlen langsam aber fein, hiess es früher.

2024-10-23T14:37:20+00:0002 '22|Gesprächsrundschau|
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