Heute im Tagesspiegel ein Interview des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen. Er vergleicht die beiden informationellen Lager Putin und Selenskyj. Der eine ein Meister der symbolischen Interaktion, der Social Media, plus eigener Theaterkompetenz; der andere ein Meister der militärischen Realkompetenz, verbunden mit „Informationssmog“, also unaufhörlicher Desinformation. Es gibt also ein „Gegeneinander von militärischer und medialer Macht – und zwei Parallelrealitäten, die die Wahrnehmung prägen; die Wirklichkeit des Krieges und die der Kommunikation.“ Pörksen sieht beide gegenläufig: während Putin sein Volk zunehmend informationell einkesselt – wie die ukrainischen Städte!- , versucht Selenskyj sämtliche Weltparlamente zu erreichen. Pörksen folgert, die “ Implosion des Putinschen Propagandagebäudes ist unvermeidbar„, es wird eine „immer schärfere Drangsalierung von Protestierenden und ein grausames Endspiel um die Macht im Kreml“ geben, „mit unabsehbaren geopolitischen Folgen“.
Das mag natürlich alles sein. Aber warum fehlt hier die ganz reale Weltpolitik, die Diplomatie, die UNO? Gehören diese Kommunikationen etwa nicht in den medienwissenschaftlichen Horizont? Was bedeuten die zahlreichen Telefonate der Staatschefs Macron, Biden, Erdogan, Scholz mit diesem russischen Präsidenten, diesem Freund des chinesischen, dem eigentlichen Weltherrscher? Sind die Telefonate nur lästige und politisch unergiebige Szenen für das weltweite TV Publikum oder sind es nicht vielmehr letzte Versuche der westlichen Welt, die Übermacht der asiatischen – der euroasiatischen – abzuwehren?