admin-c

Über admin-c

Der Autor hat bisher keine Details angegeben.
Bisher hat admin-c, 151 Blog Beiträge geschrieben.

20. Juli 2023 – Der Streik in Hollywoodss

Seit Tagen brodelt es in der Kinowelt. Seit 60 Jahren gab es das nicht: Gewerkschaften haben zum Streik aufgerufen, erst die der Drehbuchschreibenden, dann der Schauspielenden. Alle beide konnten Lohnforderungen nicht durchsetzen, die der miserabel bezahlten Majorität dienlich wären: denn was die Stars verdienen, betrifft eine ganz andere Liga. Was sie aber alle eint, die minder-, die mehr- und die alles Verdienenden, ist momentan die Furcht vor dem Automaten ChatbotGPT, den man inzwischen mit einer Atombombe oder Pandemie vergleicht. ( Wie arglos war noch mein Eintrag vom 15. März!) Das digitale Abgreifen der physischen Performance von Schauspielenden, um jederzeit deren Auftritt im Produkt „korrigieren“ zu können oder sie gar überhaupt ganz aussen vor zu lassen, ist eine wahrhaft teuflische Vorstellung. Wer hat dieses Drehbuch einer neuen, brutalen Sklaverei ersonnen: den Verkauf eines lebenden Leibes an die ZweitVerwerter, die dieses Lebendige nicht mehr brauchen? Wie soll man der Gier Herr werden? Wir denken an einen Kaufmann von Shakespeare, so prekär diese Assoziation auch sein mag. Beim Dichter wird das böse Ende abgewendet, werden gute Winde für die Fracht beschworen, der lebensdienliche Importeur bleibt verschont. Aber das Gedankenexperiment aus Venedig ist in der kulturellen Welt. Kolonialismus am lebenden Individuum: vielleicht war das schon immer der Algorithmus der Überlieferung?

2024-10-22T23:38:39+00:0007 '23|Gesichtsrundschau|

20. Juli 2023 – Das Attentat als Sprechakt

Heute denken wir hierzulande an Taten, mit denen die Deutschen bis 1944 versuchten, Hitler zum Schweigen zu bringen. Sechzehn Attentate soll es gegeben haben, alle hat er überlebt, immer half ihm ein dämonischer Schutzgeist. Der neue Verteidigungsminister Pistorius sagte in seiner Rede im Bendlerblock, dass der monströse Diktator schliesslich nur mit ausländischer Waffenhilfe zu besiegen war. Er hätte auch sagen können: mit dem Reichtum, der Intelligenz, dem Leben, dem soldatischen Pflichtbewußtsein der Andern. Nach der Niederlage half man den Deutschen auch noch aus der Misere, aus Furcht vor einer Wiederkehr der Ressentiments von 1918. So auch sollten wir jetzt, sagte Pistorius, der Ukraine helfen. Können wir das? Sind wir freigebig?

2024-10-23T13:58:50+00:0007 '23|Gesprächsrundschau|

9. Juli 2023 – Die zwei letzten Monate

Was haben sie der Welt erbracht? Die letzten Einträge in diesem Tagebuch haben wohl alles notiert, technische und kommunikative, militärische und zivile Katastrophismen aller Art, nicht aber bestimmte stille Diplomatien, denen wir nun öfter begegnen. Nachdem China grundsätzlich und öffentlich Putin unterstützt hat, gelingt es momentan dem wiedergewählten türkischen Präsidente Erdogan, die Parteien an einen Tisch zu bringen: zunächst wegen der Getreideabkommen mit der Ukraine, dann aber wohl auch wegen grundsätzlicherer Abmachungen. Was wird es sein? In Deutschland hat sich mit den Initiativen der Feministin Alice Schwarzer und der Linken Politikerin Sahra Wagenknecht eine scheint’s friedensbewegte Fraueninitiative entwickelt, russenfreundlich, gegen Grüne und SPD agierend und als Kalte Kriegerinnen gegen die USA . Joe Biden muss derweil mit der NATO den Kampf gegen Russland und seinen eigenen gegen Trump vorbereiten und dabei auf einem Hochseil balancieren. Deutschland kommt eine Schlüsselstellung im Schach mit Russland zu. In diese Situation gehört die Titelgeschichte des neuen SPIEGEL, über das Ende der Wahrheit, in Gestalt des mentalen Dinosauriers CHAT GPT oder einfach KI. Kann sich in diesem Nessushemd, unter dieser künstlichen Wolke das Weltgeschehen verändern? Siehe die Einträge hier bis zum 6. Mai und die entsprechenden in der Gesichtsrundschau.

2024-10-23T13:59:34+00:0007 '23|Gesprächsrundschau|

13. Juni 2023 – Facebook’s Ende – oder Neuanfang?

Seit dem letzten Eintrag hat sich weiter entwickelt, was ich die „mediale Verbuschung“ nennen würde. „Verbuschung“ nannte man früher den Sittenverfall von Diplomaten oder Händlern, die länger in kolonialer Gegend arbeiteten. Und das, obgleich oder gerade weil sie höhere Gehälter, vulgo „Buschzulagen“ erhielten. Wort und Sache gab es übrigens auch nach der deutsch- deutschen Wiedervereinigung.

Zur Verbuschung gehört das grenzenlose Lügen der politischen Akteure, besonders der Kriegsparteien. Lügen, Leugnen, Abstreiten, Verwirrung stiften war wohl schon immer eine Waffe, mythologisch vor allem als Hadeskappe bekannt und bei Harry Potter zum Markenzeichen erhoben. Wer hat die North Stream 2 Pipeline zerstört, wer hat den Karowka-Staudamm gesprengt, und inzwischen auch weitere Wasserwerke? Das apokalyptische Szenenbild einer überfluteten Kriegsebene, die alles verbirgt, alles verschweigt, alles unter einem neuen Meeresspiegel geradezu glättet – während es in der übrigen Welt unaufhaltsam brennt -gewiss gab es das schon im SF Film irgendwo.

Mit zwingender Logik wurde inzwischen daher aus Face-Book, dem einstigen Gesichtsbuch, letztes Jahr „Metaverse“. Die treibende Idee von Mark Zuckerberg war offenbar ein Tool für das Weltende. Wenn alles zugrunde ginge, aber noch lebende Wesen existierten, könnten sich diese mithilfe von simulierenden Brillen in die heile Welt zurückbeamen. Um die Jahrtausendwende gab es schon einmal eine „Second Life“ Software. Man konnte als Avatar in solchen Bühnenbildern leben, reden, Geschäfte machen, vielleicht auch Sex erleben. Dasselbe wäre

irgendwann auch auf dem Mond oder auf anderen Planeten denkbar und ganz bestimmt in einer Raumfähre. Zusammen mit den Kryptowährungen, die fast ausgereifte sind und natürlich ChatbotGPT, dessen nächste Version bald verfügbar wird, hat man dann eine perfekt simulierte westliche Gesellschaft im All. Im „Multiverse“.

2024-10-22T23:38:45+00:0006 '23|Gesichtsrundschau|

6. Mai 2023 – Laßt Drohnen fliegen und GPT entscheiden

Täglich wird es deutlicher: nicht nur die neuesten Waffen, auch und vor allem die neue Dialogmaschine ChatbotGPT hat sich wie ein Sandsturm über die Geisteswelt verbreitet. Überall knirscht es, überall versucht man, es entweder loszuwerden oder in Dienst zu nehmen. Gestern in der NYT ein hoch besorgter Artikel von David E. Sanger, dem langjährigen Beobachter der US-Militärszene in Washington. Muss man fürchten, dass GPT sich zur autonomen Killermaschine entwickelt, ohne dem Menschen noch zu gehorchen? Muss man fürchten, dass AI entscheiden will, wann eine Atombombe wohin geworfen wird? Wie verhalten sich die feindlichen Großmächte Russland, Amerika und China in dieser Fortsetzung des „Great Game“? Die Hauptsorge der US Militärs ist aber die Geschwindigkeit, mit der die autonomen Systeme entscheiden und handeln. Diese Schnelligkeit ist für Menschen unerreichbar. Eine Konsequenz wäre, in sämtliche Waffensysteme weniger Software einzubauen. Weniger Chips würden auch weniger Chip-Produzenten bedeuten. Aber bis man soweit ist – was kann geschehen? Noch weiss man nicht, warum unlängst eine Drohne über dem Kreml kreisen konnte, trotz stärkster Abwehrmassnahmen.

2024-10-23T14:00:14+00:0005 '23|Gesprächsrundschau|

30. April 2023 – OsterUnruhen – Lasst Waffen sprechen

Starke Nerven brauchte man wohl schon immer, um den tückischen Politbetrieb gedanklich zu verkraften, aber momentan müssten Stahlseile in den Köpfen verlegt sein. Bei weltweit wachsender Waffenproduktion eröffnen sich wöchentlich neue Schlachtfelder: erst Israel, dann Sudan, dann Berg Karabach, dazwischen Haiti u.a.m. Daneben immer weiter Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Schon wurde hierzulande der neue deutsche Bundesminister für Verteidigung Pistorius zum beliebtesten Politiker gewählt und folglich zur SPIEGEL Covergestalt; Pistorius grinsend mit dem Zeigefinger auf den Betrachter zeigend und damit das alte US Plakat von 1917 zitierend: „I wish you“ hiess es damals zum Einstieg in den 1. Weltkrieg, „For the US Army“. Soweit sind wir schon? Gleichzeitig entstehen panisch motivierte Abwehrstrategien gegen ChatbotGPT, dessen rasendes multitasking gestern zu einer ersten EU Stellungnahme geführt hat. Man will die grenzenlose Fälschungskapazität im visuellen Gebrauch verbieten, alle Bilder sollen mit einem Urhebervermerk versehen werden. Wer soll das kontrollieren, und wie könnte eine analoge Absicherung im Textbereich aussehen? Kompositionen im Musikbereich schwappen offenbar schon in die digitalen Verkaufsräume. Warum nicht, schreibt ein Musikjournalist in der nmz, dann mendeln sich doch die billigen Tonfolgen heraus und lassen die wahrhaft kreativen Stimmen umso heller erklingen. Ein frommer Wunsch. Die Einschätzung von GPT als „Vierter industrieller Revolution“ steht im Raum. Parallel zum WeltKriegsgeschehen, parallel zum ErdKlimawandel. Was für ein Wandel!

2024-10-23T14:01:28+00:0004 '23|Gesprächsrundschau|

15. April 2023 – KI Dialog Spiel und Realität

Nichts hat sich seit einem Monat geändert, ChatGPT ist weiter auf dem Vormarsch, hat Schulen, Seminare, Redaktionen, wahrscheinlich auch Parlamente und Abgeordnete erreicht. Die Firma OpenAI hat zugegeben, dass das frühreife Opus Nummer 3 in die Hände von rund 1 Million neugieriger User entlassen wurde, um deren Korrekturen einzuheimsen und damit also kostenlos zu verbessern; daraus soll nun GPT 4 entstanden sein, vielfach zuverlässiger, aber auch kostenpflichtig.

Was mich momentan interessiert wäre: könnte GPT 4 oder 5 die vertrackte Friedensfrage lösen? Könnte man alle Daten, die Kriegslage weltweit betreffend, eingeben und den BOT nach Art eines Schachcomputers spielen lassen? Schliesslich gilt die Komplexität der Schachzüge als kaum überbietbar. Auf die Idee musste man vorgestern kommen, als ein Tsunami von Whistleblowing die Nachrichtenwelt überschwemmte. Jemand hatte sämtliche Unterlagen des Pentagon geleakt und sogar in die social media entlassen. Tagelang glaubte man erst an Fake News, – aber nein, alles kam aus den zuständigen Büros. Gestern schliesslich erschien in den News auch der Missetäter: ein 21 jähriger junger Mann, in einer US Militärbehörde beschäftigt, aber auch in einem Spielverein namens Discord unterwegs. Er hatte Zugang zu streng geheimen Unterlagen und wollte seinen Spielfreunden imponieren. Da sind wir doch mitten in der immer schon fragwürdigen US Unterhaltungsgesellschaft, ganz abgesehen von der fatalen Schutzlosigkeit ihrer „classified informations“. Oder weist diese Spielsuchte uns jetzt gerade den Weg?

2024-10-23T14:02:17+00:0004 '23|Gesprächsrundschau|

15. März 2023 – Die Stimmen der Weisheit

Seit meinem letzten Eintrag haben sich die Podcast Poduktionen vervielfacht – mit mehr oder minder sympathischen Stimmen, die mehr oder minder nachdenkliche Themen erörtern. Und zwar im Dialog, nur selten unterbrochen von O-Tönen aus anderen Aufnahmen. Da der Podcast meist über 30 Minuten dauert, da er als Fortsetzung konzipiert wurde, also eigentlich als Sendeformat, kann er nicht einfach journalistische Infos bieten. Folglich wurde der Podcast ein wunderbares Medium in Wissenschaft, Verlagswelt und überhaupt Kulturarbeit. Ein Zeitschriftenersatzformat, ein Ersatz für Blogs, in die sich viele Intellektuelle geflüchtet haben. Da die Jugend nicht mehr liest, soll sie hören. Und da sie unentwegt hört – nämlich Musik im Verkehr – kann sie sich nun auch PodcastWissen zu Gemüte führen. Auch wenn nichts davon schriftlich notierbar wird – wer kann sich mündliche Aussagen unterwegs merken ? – gab es minutenlangen Gedankentransfer. Anregung, Erleuchtung, Unterhaltung. Und ist das nichts?

Dass sich dies alles parallel zur Abschaffung des Gesichts als Ausweis von Individualität entwickelt, müssen wir immer wieder festhalten. Seit mindestens drei Jahren lauert die Technik der Gesichtserfindung in digitalen Petrischalen: längst sind diese fazialen Avatare nicht mehr von echten Gesichtern zu unterscheiden. Sie werden eingesetzt, um Verbrecher trügerisch vertrauensvoll erscheinen zu lassen, um mehr Diversität auf den websites der Unternehmen zu suggerieren, um sich selbst zu verschönen und verjüngen, etc. Kurz ist von hier aus der Weg zur Stimmsimulation, und kurz eben auch zum fingierten Podcast: wenn nämlich der neue Roboter ChatGPT eingesetzt würde. Nicht mehr lang kann es dauern.

2024-10-22T23:38:52+00:0003 '23|Gesichtsrundschau|

15.März 2023 – Das ungeheure Wachsen von GPT CHatbot , inzwischen 4

Seit Wochen tobt durch die Welt der Medien das Werkzeug ChatbotGPT: der praktisch jede Frage beantworten kann, inzwischen auch Witze macht, Korrekturen anbringt, Sachfragen erörtert, Referate, Artikel, Gutachten schreiben kann u.v.a. Geradezu gespenstisch wirkt seine Begabung in visueller Prosa: es kann Bilder hochauflösend beschreiben, aber beschriebene Bilder auch selber herstellen; und gibt man ihm Fotos vom offenen Kühlschrank, schreibt er Rezepte für hilflose Köch*innen. Nicht nur die Journalisten, die Unternehmer, die Werbefirmen, auch die Bildungsfunktionäre erliegen nach und nach dem Charme: Lehrer*innen, Professor*innen, Staatssekretär’innen erwägen den Einsatz, denn eine der praktischsten Funktionen ist die Fähigkeit zum Resümieren ganzer Bücher, jedenfalls langer Texte. Alle Welt könnte ZEIT sparen! und die gewonnene für die Lebenswelt nutzen: Kunst- und Musik, Sport, Kinder- und Krankenpflege, soziale Rituale aller Art. Natürlich soll das Werkzeug noch hassfrei, lügenfrei, etc. werden; doch bisher kann es noch nicht immer zwischen wahr und falsch unterscheiden. Kann es also unversehens Lügen auftischen. Es ist noch in B-Version. Wie harmlos klingt die Beschreíbung der Macher: We’ve trained a model called ChatGPT which interacts in a conversational way. The dialogue format makes it possible for ChatGPT to answer follow-up questions, admit its mistakes, challenge incorrect premises, and reject inappropriate requests.

2024-10-23T14:03:17+00:0003 '23|Gesprächsrundschau|

23. Februar 2023 – Die Philosophie des Streitens

Seitdem ich dieses Tagebuch führe, folge ich eher unfreiwillig der postmodernen Theorie des französischen Philosophen Jean-Francois Lyotard. Aber erst heute habe ich das Motto von Alexander Kluge aufgegeben, wonach ein Wortwechsel zwischen Sprechenden und Hörenden, eine Art Musik sei. Also Harmonie. Genauso hat es die Geschichte der Konversation überliefert, und als harmonischen Austausch hat zuletzt 1981 mit großer Autorität Jürgen Habermas die Gesprächskultur als „Theorie der Kommunikation“ betrachtet. Und zwar als normativ geregelte Kommunikation, die Wahrheit, Logik , Sinnhaftigkeit und Plausibilität von geäusserten Sätzen anerkennt oder eben nicht.

Dass gerade heute, mitten im Kampf um die Ukraine, der greise Jürgen Habermas erneut auf Kommunikation statt Krieg setzt und damit auf friedliche Mittel der Konfliktlösung, kann nicht verwundern. Er steht in einer langen, antiken Tradition vom Nutzen der Sprache zur Erkenntnis, und zwar zur gemeinschaftlichen Erkenntnis. Viele Menschen teilen diese Meinung auch heute noch, und daher soll es am heutigen Abend auch in New York zu einer entsprechenden Resolution der UNO kommen: „Vom Kriegsherrn Putin wird Frieden verlangt“. Dieser Satz soll nicht als „Sprachspiel“ verstanden werden, auch wenn es zu Widerspruch kommen sollte.

2024-10-23T14:03:53+00:0002 '23|Gesprächsrundschau|
Nach oben