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5. Januar 2021 – nachmittags : Trumps rasender Gesichtsverlust

Auch und gerade dieser Verlust muss in einer Rundschau wie dieser besprochen werden. Die Grenzen zwischen dem physischen und dem symbolischen Gesicht sind ja erschreckend fließend. Nicht nur gesichtsentstellende Krankheiten oder Unfälle oder Attacken zeigen eine beschädigte persona im übertragenen Sinne. Jeder Verlust an Ansehen liesse sich als facial destruction bezeichnen. Die Geschichte der Karikatur beweist es, zuletzt gipfelnd im tödlichen Drama um die Mohammed Karikaturen. Auch Trump ist so oft und so martialisch karikiert worden, dass sein endgültiger Abtritt aus der Weltpolitik nicht mehr friedlich denkbar ist. Karikaturen wirken ja wie „Sprechakte“: Sie stellen die Weiche vom bildpolitischen Dialog zum sprachlos mörderischen Duell, wie letztes Jahr in Paris. Trumps Telephonat vom 4. Januar 2021 mit dem republikanischen Wahlbeauftragten Raffensberger in Atlanta, war vielleicht der letzte audiovisuelle Dialog aus dem Weissen Haus, maskenlos in jeder Hinsicht.

2024-10-22T23:42:31+00:0001 '21|Gesichtsrundschau|

22. Dezember 2020 – Brexit Facelook

Nun also gibt es in England einen mutierten Virus, mit angeblich 70% schnellerer Ansteckung. Als wollten die Götter den kommenden Brexit beschleunigen, ja ihn sogar mit physischem Sinn erfüllen: denn die längst geplanten Maßnahmen bei einem harten Austritt wirken nun geradezu als Vorsorge gegen kontinentale Ansteckung.

Wird es die Masken populärer machen? Werden die Coronaleugner endlich zur Raison kommen? Die letzten Demonstranten in Deutschland, tausende von Leuten, zeigten „Gesicht“, wutentbrannt, müssen nun aber auch den Preis dafür zahlen. Sachsen und Thüringen, Heimstätten der AfD, haben die höchsten Infektionsraten bundesweit. Aber es fällt doch auf, dass von der AfD Spitze offenbar niemand krank wird. Hat man sich dort vorsorglich mit Putins „Sputnik“ impfen lassen?

2024-10-22T23:42:37+00:0012 '20|Gesichtsrundschau|

22. November – „Gesicht der Krise“

Vor vier Tagen beschrieb die FAZ das „Gesicht der Krise“. Sie fand es nicht etwa im maskierten Phänotyp der Weltgesundheit, sondern im „Zoomgesicht“ des technisch versierten Intellektuellen oder Prominenten oder jugendlichen smartphoners. Alle ins Gespräch vertieft – so aymmetrisch wie auch immer. Auf den Zoomplattformen unter der coronakrise bilden sich eigene Gesichtsbühnen aus: teils in bürgerlichen Wohnungen, vor Büchern und Kindern, teils in kahlen Büros, teils draussen bei Wind und Wetter. Die Gesichter, beschreibt die FAZ , sind oft „ungünstig

ausgeleuchtet, seltsam verzerrt, mit Flecken, Augenringen und zu seltsamen Grimassen neigend.“ Eigentlich angenehm realistisch! Auch die Stimmen klingen verzerrt, aber, wie wir seit Adorno wissen, die Produktionsbedingungen des Klangs müssen bewußt werden, um nicht Opfer sinnloser Ästhetik zu werden.

Heute nun lesen wir in der NYT, wie sich unsere technische Elite von diesem Mangel befreien wird. Eine Gruppe hübscher, glänzender, natürlich farbenfreudiger Gesichter illustriert einen Artikel dazu: „The people in this story may look familiar, like ones you’ve seen on Facebook or Twitter or Tinder. But they don’t exist. They were born from the mind of a computer, and the technology behind them is improving at a startling pace.“

2024-10-22T23:42:45+00:0011 '20|Gesichtsrundschau|

22. November – Der „Möglichkeitsraum“ wird zum „Enttäuschungsraum“

Der Stanford Literaturwissenschaftler Adrian Daub äussert sich in seinem neuen Buch „Was das Valley denken nennt“ über die Idee des Gesprächs dort, wo nur noch von technisch inspirierter Kommunikation die Rede ist, also Silicon Valley. Niemand hat diese Weltkommunikation einschneidender formatiert als die Erfinder von Facebook und allem, was daraus folgte. Die Menschen haben anfangs naiv und gierig nach der Möglichkeit gegriffen, uneingeschränkt von Raum und Zeit, Moral und Wissen, zu kommunizieren.

Die neuesten politischen Entwicklungen haben aus diesem „Möglichkeitsraum“ einen „Enttäuschungsraum“ gemacht. Seit Trumps unendlichem Twitter-Missbrauch muss der Werkzeugkasten umgebaut werden. Dass es dazu erschreckende Technik gibt, wissen wir aus China. Demokratie und Diktatur arbeiten längst einander zu. Im Westen ertönt der Ruf nach Zensur, im Osten gibt es sie schon. Wie wird es erst unter dem kommenden Klimadiktat werden?

2024-10-23T14:42:11+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|

November 2020 – Kein Lächeln unter einer Maske!

„If you want a picture of the future, imagine a boot stamping on a human face – forever.” – dieses Zitat stammt aus einer der abgründigsten Gesichtsanalysen des vergangenen Jahrhunderts, aus Orwells Roman „1984. Erschienen 1948, zog er die Summe der ideologischen Weltkriege – denn beide standen auf unheimliche Weise im Bann der sogenannten „Physiognomik“. Eine ihrer Urszenen heisst „Rassismus“, eine andere „Entwürdigung“, eine dritte „Anbetung“, eine vierte „Diagnostik“, letztere vor allem seit Hippokrates.

Lesen im Gesicht und am Körper, was im Innern einer Kreatur vor sich geht, woran sie leidet, was sie plant, was sie erlebt hat und ob sie lügt – all diese Fragestellungen drangen ins Alltagsleben ein, sogar als Praktik der Tierzucht, als Schule der Menschenkenntnis, dann auch der Kunst, bis hin zum fazialen Fanatismus der Bildkunst seit Christi Geburt; zuletzt aber auch massiv in die facial detection devices von heute. Physiognomiker blieben die Medizinmänner des aufgeklärten Abendlandes – und George Orwell spielte souverän auf dieser Klaviatur. Das Gesicht ist in seinem Roman eine umkämpfte Hostie des Menschseins. Einerseits anbetungswürdig bis zur Raserei, andererseits unsäglich zerstörbar, so wie im Zitat beschrieben. „Gesichtsverlust“ nennt man heute soziale Konstellationen, die früher mit dem Wort „Ehre“ bedacht wurden, oder seit 1945 vor allem mit „Würde“. mehr zitate zu Orwells physiognomik siehe hier: https:// www.sparknotes.com/lit/1984/quotes/character/obrien/

2024-10-22T23:42:54+00:0011 '20|Gesichtsrundschau|

18. November 2020 – Siegesgeheul bei Trump und seinen Fantruppen

Zehn Tage später: noch immer nur Siegesgeheul bei Trump und seinen FanTruppen. Zehntausend marschierten letzten Sonntag nach Washington und skandierten ihre Sprüche: die Einmütigkeit eines body politic, der keine Repräsentanz, nur Verkörperung kennt. Ist es der uralte Streit der Reformatoren um das Abendmahl, um die Eucharistie , um den göttlichen Sprechakt: „dies ist mein Leib“ – was der linguistische Philosoph George Steiner „real presence“ nannte? Vielleicht kein Wunder, bei so viel evangelikaler Unterstützung des Präsidenten. Also muss er liefern bis zum bitteren Ende.

Christliche Motive poppen auch hierzulande auf – wie gestern in einem politischen Lehrfilm von Andreas Veiel namens „Ökozid“. Die Erde als Lebewesen, die Erde mit Menschenrecht. Gibt es dafür schon Lehrstühle? Hier wurde einmal mehr Angela Merkel als Quelle alles Bösen vorgestellt , doch gleichzeitig als wahrer Jesus. Das Drehbuch verlangt von der unschön aufgedunsenen Person ein Schuldeingeständnis und hohe Zahlungen an die klimazerstörten Länder. Was mit dem Geld geschieht? Erfährt man nicht. Hauptsache, es fliesst. „Dies ist mein Blut“ – wäre der zugehörige Sprechakt.

2024-10-23T14:42:56+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|

8. November 2020 – Siegesgeheul bei Trump und seinen Fantruppen

Tatsächlich: Joe Biden und Kamala Harris haben diese historische Wahl gewonnen. Noch weigert sich Trump dies anzuerkennen. Mit rund 74 Millionen Wählern hat Obamas ehemaliger Vizepräsident einen Rekord aufgestellt. Noch stehen ihm rund 70 Millionen Trump Anhänger gegenüber; und diese Anhänger müssen nun, wie Trump selber, die Niederlage einräumen. Eine Niederlage einräumen: das wäre die Gipfelleistung einer Gesprächskultur, die vor dem Abgrund des Duells innehält und das menschliche Sprechenkönnen über das menschliche Zuschlagen- und Tötenkönnen erhebt Das Subjekt will nicht wieder vierbeinig werden: Geisteskraft steht aufrecht gegen Körperkraft.

Bis heute denken wir, dass Argumente dieses Innehalten möglich machen. Natürlich müssen es bessere Argumente sein, und es muss Einsicht erzeugt werden. Sprachakustisch heisst innehalten: verstummen, eine Pause machen. Nachdenken. Haben wir heute dafür eine Kultur? Das philosophische Muster für dieses Nachdenken liefert uns immer noch Platon, genauer, sein Lehrer Sokrates. Was lehren die berühmten sokratischen Dialoge? Sie lehren den Selbstzweifel. Einer der ungeheuersten Lehrsätze der Philosophiegeschichte. Nur wer einem anderen Argument recht geben und das eigene zurücknehmen kann, könnte unblutige Niederlagen selbst in der größten politischen Arena hinnehmen.

Wie aber kommen Argumente zustande? Politisches Handeln wird heute au fond von der Wissenschaft diktiert. Auf Wissenschaft als Religion, die von „Priestern“ verkündet und bedingungslos geglaubt wird, läuft mehr und mehr auch unser alltägliches, säkulares Handeln zu. Aber man weiss immerhin, dass Argumente bestritten werden können. Jeder Supermarkt zeigt, dass es unterschiedliche Ansichten gibt – etwa in Form von Waren. Was wir wählen und kaufen, finden wir im Angebot mit Argumenten begründet. Je mehr Waren, desto mehr Argumente. Vielleicht das wichtigste ist der Preis. Das aber verwirrt die Käuferschaft. Immer öfter werden deshalb Waren zertifiziert – eine Auslese findet statt. Das beste Angebot /Argument soll siegen. In der Warenwirtschaft entspricht dies natürlich der Werbung, aber nicht unbedingt der Aufklärung.

Instanzen der Zertifizierung sind im ökonomischen wie auch politischen Leben unter anderem die Medien. Sie kreieren die populäre Basis der Wissenschaftsreligion: die Wissensgesellschaft. Hier finden Meinungskämpfe statt, hier kursieren die viel beschworenen „Blasen“ der sozialen Netzwerke, und teilweise wieder mächtig die Religionen, die Sekten und abergläubische Teilchen der Sozialität. Seit altersher aber auch: die Anhängerschaft an mächtige Führer. Das Prinzip der Führerschaft wird heute auf der untersten Basis des Konsums eingeübt: durch sogenannte „Influencer“. Von diesen werden nicht nur einzelne Waren angepriesen, sondern der ganze Mensch mit Frisur, Kleidung, Gestik, Mimik, physischer Erscheinung. „Influencer“ sind Phänotypen mit eigenem Habitus. Sie könnten allesamt in ein casting der Filmindustrie gelangen – und tun dies wohl auch. Auch Trump wurde erst gecastet und dann aus dem Filmbusiness in die Wirklichkeit geschickt als gigantischer Influencer. Es wurde politisch der Gipfel der Verachtung des Volkes. Wie konnte sich bloss die amerikanische Nation- und schliesslich die halbe Welt- von einem vielfach kriminellen Mann per Twitter regieren lassen?

2024-10-23T14:44:34+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|

6. November 2020 – Siegesgeheul bei Trump und seinen Fantruppen

Nur ein Tag genügte, um das Bild fast komplett zu ändern. Durch die Briefwahl gelangt Biden offenbar doch noch zum Sieg – gottlob melden sich Menschen, die lesen und schreiben können. Anders wäre unsere Welt nicht mehr zu regieren. Die Waffen der gefürchteten „proud boys“ haben bisher weitgehend geschwiegen. Die Lügen des Präsidenten zum angeblichen Wahlbetrug ermüden die Welt – selbst Fox News hat gestern schon bessere Zahlen für Biden genannt. Und doch trifft natürlich jede Sorge über die kommenden Tage zu. Wie wird die Machtübergabe aussehen? Am 1. November schrieb die NYT: „Peaceful transitions of power require political will. In the end, people on one side must step back from the brink. If history is any guide, they will.“

2024-10-23T14:43:27+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|

4. November 2020 – Der Präsident erklärt seinen Sieg

Die Wahllokale in Amerika sind geschlossen, die Auszählungen laufen unter weltweit gespannter Aufmerksamkeit. Der Präsident kann erstaunlich gute Zahlen vorweisen; schon verlangt er tatsächlich ein Ende der Wahl, vor allem der Briefwahl, und erklärt seinen Sieg. Den Supreme Court, mit der neuen 3:6 Verteilung von Sitzen, betrachtet er als juristischen Handlanger, seine bewaffneten Freunde bringen sich in Stellung. So also sieht die Missachtung der geschriebenen Gesetze aus – wenn nicht sogar ein Angriff auf die Demokratie: mittels Lüge. Und mittels „hate speech“.

Die Beobachter des europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks erinnern sich an die Ursprünge um 1995, als ein Mann namens Rush Limbaugh mit heiserer Stimme das FOX News Modell erfand. Heute sieht man, dass es ein eigenes business war – ein unerhört einträgliches Geschäft mit dem Hass. Also Handel – statt Dialog? Und Wirtschaftskrieg statt Duell? Zugegeben, auch die demokratischen Medien haben beste Geschäfte mit allen Krisen der letzten Monate und Jahre gemacht. Niemals hatte die New York Times so viele Abonnenten, ähnlich die andern Medien, zu schweigen von facebook, instagram, whatsapp, twitter etc. So schlecht es dem „Rust Belt“ geht, so gut geht es Silicon Valley. Wer vom armen Amerika spricht, das sich aus aller Weltpolitik schleicht, hat oder will die digitale Weltherrschaft der Vereinigen Staaten vergessen. Ist sie der Elefant im Raum?

2024-10-23T14:45:29+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|

1. November 2020 – Die Weltpolitik als schiere Machtpolitik

Natürlich blieb der Aufstand in Belarus bisher erfolglos; die Medienszene wird momentan von den Diktatoren Erdogan und Trump beherrscht. Wir hören, dass die Türkei Söldner nach Bergkarabach schickt, dass Putin diesen Akt „erwidert“: hier herrscht also das Duell. Petra Gehring spricht in ihrem Buch über die „Körperkraft von Sprache“ von einem „Übergang in die gleichsam blind werdende Sprache einer nicht mehr im metaphorischen Sinne >tödlichen< Wut“. Diesen Übergang inszeniert die Weltpolitik als schiere Machtpolitik inzwischen fast täglich. Seit Jahren brechen Konflikte um Wahlergebnisse auf, seit Jahren knirscht der demokratische Überbau einer quantitativen Ermittlung von Volksbegehren mit anschliessender Sprachmacht der Sieger in den Fugen. Warum? Weil sich zwischen Dialog und Duell die Lüge schiebt. Medial hochgerüstet, sprengt sie die Stärke des Rechts für das Recht des Stärkeren.

Bereit zum Duell – und zu maximaler Lüge – ist man jedenfalls im Wahlkampf der USA: Tausende von bewaffneten Trumpisten wollen eine Niederlage ihres Abgottes nicht hinnehmen. Trump selber kennt nur noch „hate speech“, verlangt ein Ergebnis sofort nach Schliessung der Wahllokale – auch er unterwegs ins Duell. Aber wer wäre der Gegner? Sind Demokraten bewaffnet, führen sie eine Miliz hinter sich her, oder glauben sie an ein Wunder? Welche Werkzeuge hat die Demokratie ausser der Sprache? Seit Monaten versuchen die demokratischen Medien die unbeschreiblichen Irreführungen aus aller Welt richtig zu stellen. Sie navigieren mit einem dialogischen Goldstandard namens Wahrheit, Aufrichtigkeit, Information für alle. Aber die entscheidende Majorität ihnen ging womöglich gerade verloren: bei der Neubesetzung des Supreme Court. Vor diesem „jüngsten“ Gericht und seinen Ablegern muss sich die Wahl nun entscheiden.

2024-10-23T14:46:04+00:0011 '20|Gesprächsrundschau|
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