Claudia-S

Über Claudia-S

Der Autor hat bisher keine Details angegeben.
Bisher hat Claudia-S, 56 Blog Beiträge geschrieben.

27. September 2025 – Diella, eine albanische Ministerin

wurde soeben vom Regierungschef Rama als Instanz gegen wuchernde Korruption ernannt, oder besser: eingesetzt, denn es ist eine Künstliche Intelligenz mit dem Gesicht einer beliebten Mediengestalt, die bisher schon im Bürgeramt als chatbot half. „Die Sonne“, heisst Diella auf deutsch, geht nun also auf im einst sowjetischen Albanien, wenn  öffentliche Ausschreibungen anstehen und sie alle nötigen Daten im Handumdrehen präsentieren kann. Sie trägt albanische Kleidung und hat eine vertraute Stimme. Die Entscheidung zu so einem Schritt entspricht etwa dem Einsatz einer Expertenregierung, wenn keine Koalition zustandekommt. Präsident Rama  war und ist eigentlich Künstler. Zeichnet gern während der Arbeit, etwa bei Sitzungen. Eleganter und wirkungsvoller und zugleich bescheidener als Diella könnte keine Menschenfrau auftreten. Man  möchte ihr Glück wünschen bei diesem unerhörten Experiment. Und die Künstler allesamt auffordern, sich vom Polster der Kulturförderung zu erheben und mit KI zu arbeiten.

2025-09-27T17:09:51+00:0009 '25|Gesichtsrundschau|

25. September 2025 – Erika Kirk verzeiht

dem Mörder ihres Mannes. Er heisst Tyler Robinson, ist 22 Jahre alt, intelligent, hatte sich aber offenbar in letzter Zeit radikalisiert.  Dass er seinen politischen Feind aus rund 130 Metern Entfernung mit einem einzigen Schuss treffen konnte, lässt Übung erkennen. Genaueres wird der kommende Prozess zeigen. Einem Meister des streitbaren Dialogs (Kirk) jedenfalls wurde das Wort meisterlich brutal abgeschnitten.

Auf der Stelle, und erst recht nach der vierstündigen Großveranstaltung zur Beerdigung am 20. September, konnte man an den Deutschen Horst Wessel denken. 1930 wurde dieser bekennende NS-Anhänger von einem Kommunisten erschossen, unverzüglich zum Märtyerer erhoben und mit seinem Kampflied „Die Fahne hoch“ zur Nationalhymne assoziiert. Zur Beerdigung marschierten Tausende von SA Leuten auf, Goebbels hielt eine Brandrede. Dieser Vorlage folgte die Trumpgesellschaft bis ins Detail. Nur die Rede der Witwe Erika Kirk fiel aus dem Rahmen. Sie erinnerte unter Tränen an Jesus Christus, an christliche Werte: an Gnade, an Verzeihung. Was für ein Sprechakt.

Aber beherrschen christliche Werte die MAGA Bewegung? Trump jedenfalls nicht. Er liess seinen Stabschef Miller zur Verklärung der Witwe Kirk masslose Sätze sagen, die mehr von Krieg und Sieg als von Vergebung sprachen. Was für eine Versammlung war das also? Kein Gottesdienst, keine Heiligsprechung – dagegen hätte sich Leo XIII. als Amerikaner gewiss verwahrt. Eher konnte man an den legendären Rütlischwur der Eidgenossen von 1307 denken, dem Gründungssprechakt der Schweiz. Oder anders: Womöglich hat man den Gründungsakt einer Sekte erlebt, die ja niemals durch demokratische Wahlen, sondern nur durch charismatische Inszenierung von Führern entsteht? Beklommen könnte man an spektakuläre Sektengründungen der amerikanischen Geschichte denken, etwa an „Peoples Temple“  unter Anleitung eines Mannes namens Jim Jones. Er verleitete 1979 seine Anhängerschaft zum Suizid.

Was soll man von einer Politik halten, die nach und nach alle möglichen Gesundheitsvorsorgen für die eigene Bevölkerung abzuschaffen scheint?

2025-09-25T14:21:57+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

12. September 2025 – Masken von Mördern

beschrieb das liberale Medium der Schweiz, journal21, gestern ausführlich. Es ging um zwei Reserveoffiziere der israelischen Armee, die nur maskiert vor die Presse traten, aus Furcht und aus Scham. Sie spürten wohl, meinte  Ignaz Staub, dass die zukünftigen Einsätze gegen Gaza ungesetzlich und unmenschlich wären und Anlass zu einer Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof werden könnten. Staub beschreibt ausführlich, welche Rolle die Siedler inzwischen bei Netanjahus imperialem Wahnsinn spielen, dass sie schwere Geräte heranschaffen, um die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Trumps Vision einer Riviera des Orients hat Israel gefesselt: sowohl als Einkommens- als auch Lebensform. Das Paradies auf Erden, ermöglicht vom wahren Messias. Noch Ende der neunziger Jahre nannte man Netanjahu nur „Esel des Messias“ – inzwischen ist er es offenbar selber.

2025-09-12T08:46:36+00:0009 '25|Gesichtsrundschau|

10. September 2025 – Lügen, was das Zeug hält

könnte man zur Devise unserer vertrackten Gegenwart erklären.  Technisch möglich durch sogenannte „social“ media, moralisch praktiziert von gewissenlosen Zeitgenossen mit viel – oder zu wenig – Geld, politisch zu nationaler Konstitution ausgebaut, intellektuell zur Spielform des Weltgeistes erklärt. Unbeschreiblich staatstragende Rollen erhalten die Formate der Unterhaltungsindustrie: angefangen bei Hollywood, weiter zur game industry und zur Meta-Physik der Brillenkunde , bis hin, oder besser: bis zurück zur jüdischen Mythologie von Babel und Golem. 
Pausenlos versuchen Nerds aus westlicher Sphäre die Lage zu deuten, ohne doch nur den Schatten einer Hoheit dadurch zu gewinnen. Vielleicht sind die Lügengebäude zu nah an literarischen Ufern gebaut? Der Gewinner des Preises für europäische Verständigung,  Alhierd Bacharevic aus Belarus, mühte sich um das Genre von Fantasy, Märchen und Utopie (FAZ 30.8.). Nur wenige Tage später sah der Journalist Frank Bruni deutlich – und beileibe nicht als Einziger – den brutalen Angriff auf unser Realitätsbewusstsein als solches durch die gegenwärtige Präsidentschaft und Administration aus den USA (NYT 9.9.):
We’re facing the profoundly dangerous convergence of a leader determined to distract and deceive us and a social and political landscape primed for distraction and deception. Have we dealt with anything quite like this before? The existence of the shorthand IRL to designate that an event or relationship is occurring In Real Life, and not just online, suggests both the unreality of cyberspace — the fog and the fakery of it — and the significant amount of time we spend there.
Alle Zeichen einer organischen Existenz – Körper, Aussehen, Stimme, Bewegung, Mimik etc. – lassen sich heute kraft technischer Genialität simulieren und manipulieren: ob das Wort „Lüge“ hier noch angebracht sei oder überhaupt nach einer Realität verlangt, ist die Frage. In der alten Musik mit „wohltemperierter Stimmung“ gab es den Begriff der „enharmonischen Verwechslung“. Einzelne Töne können wie ein Treppenabsatz in eine andere Tonart leiten. Das wäre wohl das freundlichste Bild unserer gegenwärtigen, fatalen Umformatierung von Demokratie in Autokratie, von Arbeitern in Arbeitslose, von Wissenden zu unheilvoll Unwissenden.

 

 

 

 

 

 

2025-09-10T15:33:05+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

7. September 2025 – Unser digitales ÜberIch

wird offenbar gerade entwickelt, im Wettstreit zwischen CHatGPT aus Silicon Valley und DeepSeek aus China. Vielleicht gab es gerade ein exponentielles Wachstum in der Technologie, eine gefährliche Beschleunigung, vor der Angela Merkel schon zu Corona Zeiten warnte. Seltsam ist jetzt aber der Widerspruch: Frau Melania Trump erklärte letzthin der Weltöffentlichkeit, die neue KI sei nun unter uns wie ein Kind, das erzogen und bewacht werden müsse; der SPIEGEL berichtete zeitgleich, der Künstlichen Intelligenz müsste man mütterliche Züge antrainieren, um jede Gefährdung durch dieses Riesenwerkzeug zu verhindern.
„Das Riesen-Spielzeug“ hiess eine Ballade von Adalbert von Chamisso aus dem Jahr 1831. Die Tochter eines Riesen spaziert durchs Land und findet „gar eine fremde Welt. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, / Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;/ Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,/Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.“ Sie packt alles in ein Tuch und bringt es zum Vater.
Aber kein väterlicher Burgherr steht heute bereit, um ein kleines Wesen namens Mensch zu schützen; im Gegenteil, an eben diesem Wesen wollen alle möglichen Schreckensmächte genesen. Finanziell, intellektuell, territorial.  Der SPIEGEL benennt immerhin eine Forscherin namens Jie Mei von der Interdisciplinary University aus Linz ((IT:U), die sich mit Neurotransmittern befasst. Also mit Wirkstoffen, die uns zur Empathie befähigen, egal ob Mutter oder Kind. Auch im Tal der Silicontränen gibt es derlei Forschung, etwa bei https://www.hansonrobotics.com/ , wo man menschenkompatible Geschöpfe entwerfen will, die eine Art interspezifische Koexistenz führen könnten. KÖNNTEN! , wenn sie zu wollen gelernt haben.

 

 

2025-09-07T11:31:21+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

31. August 2025 – Trumps Gesicht

wird heute in der New York Times besprochen, vom Opinion Columnist Jamelle Bouie. Er widmet sich einem Foto der letzten Woche: „It’s of a scene in Washington, D.C., taken a few days ago. In the background, you see the Department of Labor building. Hanging on its right side is a large American flag; hanging to its left is a huge banner of President Trump with the phrase ‚American Workers FIRST.‘ It is the president’s official portrait, supposedly inspired by his mug shot. He’s glowering, less a servant of the public than a stern, unforgiving father. He seems to demand respect and obedience without promising anything in return.“
Das Foto, schreibt Bouie weiter, zeigt Soldaten, die auf den Präsidenten zumarschieren, assoziiert also kitschige Führerverehrung mit Arbeiterkult und militarisierter Hauptstadt. „Das Weisse Haus will zeigen: das Spiel ist aus, wir haben gewonnen.“ Wer könnte darüber nicht erschrecken, zumal nicht, wenn -noch kitschiger – ein Friedensnobelpreis dahinter lauert. Wieviel Krieg soll dieser Preis kosten?

 

 

2025-09-01T07:43:48+00:0008 '25|Gesichtsrundschau|

29. August 2025 – „Gegner sein und bleiben“

so etwa kann man „Kriegstüchtigkeit“ übersetzen, von welcher Minister Pistorius seit Amtsübernahme spricht. Mit Erfolg. Die Regierung will jetzt Briefe an alle wehrfähigen jungen Männer senden, die sich freiwillig melden können. Bleibt die Zahl unter der erwünschten, wird ab 2027 Wehrpflicht ausgerufen. Das Kalkül ist: der Gegner namens Russland soll angeblich mit Angriffen warten, bis wir wirklich ertüchtigt sind. Dabei arbeiten Fachleute längst an den permanent gegenwärtigen Schattenkriegen im Cyberspace. „Red Teaming“ nennt man das Training der Künstlichen Intelligenz mit Angriffstechnik, die uns begegnen könnte. Denn auch die Angreifer nutzen sie. Im Blog des Unternehmens kindo steht:

. Das konfrontative Denken zwingt Sie dazu, Ihre Angriffsfläche aus der Sicht eines Angreifers zu betrachten: • Welche Teile unserer öffentlichen Systeme sind am anfälligsten für Angriffe? • Wie kann jemand kleine Fehler kombinieren, um eine große Sicherheitsbedrohung zu schaffen? • Sind wir durch eine CVE oder eine neu entdeckte 0-Day-Sicherheitslücke gefährdet?

Durch die Auseinandersetzung mit diesen Fragen können Verteidiger Probleme proaktiv beheben und Reaktionen auf potenzielle Vorfälle proben. Das Prinzip ähnelt dem Stresstest einer Brücke oder der Durchführung von Feueralarmübungen: Indem Sie sich bewusst und kontrolliert Risiken aussetzen, stärken Sie Ihre Systeme und Teams für echte Krisen. Mit dieser Denkweise werden Sicherheitslücken zu Lehren.

Das ist ein Zitat! Der Dichter Rilke schrieb einst: „Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles.“

2025-08-31T09:32:27+00:0008 '25|Gesprächsrundschau|

24. August 2025 – „Das Gesicht verlieren“

ist eine alte Redewendung:  ursprünglich chinesisch, dann englisch, schliesslich deutsch: Ehrverlust, Glaubwürdigkeitsverlust war damit gemeint. Im europäischen Mittelalter gab es aber auch eine Prangerstrafe für sexuelle Vergehen: Verlust der Nase. Weshalb es schon früh auch eine kosmetische Chirurgie mit Elfenbein oder ähnlichem Material gab – Sander Gilman hat diese Geschichte nachverfolgt (Princeton 2000). Seltsamerweise spielte dieses Motiv in der Tradition des rituellen Duellierens  (etwa bei Studenten) gerade keine Rolle: eher umgekehrt waren Schnitte im Gesicht Zeichen von Mut, sogenannte „Schmisse“ von Burschenschaftlern.
Die aktuellen Medien berichten oft vom „drohenden Gesichtsverlust“, den man aus unterschiedlichen Gründen abwenden muss: sexuelle Vergehen, Lügen vor Gericht, nicht eingehaltene Versprechungen. Der Verlust der Ukraine würde für beide Präsidenten gefährlich, aber auch für den amerikanischen Donald Trump, der sinnlos naiv als Friedensapostel auftritt.
Das Gesicht als ikonische Formel spielt aber auch in der Geschichte des Geldes eine uralte Rolle: wessen Gesicht eine Münze trägt, gilt als Garant ihres Wertes auf einem bestimmten Territorium. Trump möchte gern zurück zur Goldmünze, als Garant der Weltwährung, am besten mit seinem Gesicht. Hitler kam nicht auf Münzen, wohl aber auf Briefmarken. Mit seinem Konterfei auf der 5 Pfennig Marke finanzierte er teilweise den Bau von Obersalzberg.

2025-08-25T08:11:53+00:0008 '25|Gesichtsrundschau|

19.08.2025 – Eisige Gespräche 2.0

auch wenn gestern die Europäer nach Washington reisten, um dem gepeinigten  Selenskyi beizustehen – ein Blick auf den nervösen Diktator verriet, dass der Zuwendung nur simulierte. Ab und zu sah er missgelaunt zu seinem eifrig bemühten Gast,  dann wieder missgelaunt ins Publium. Beide Hände  zappelten derweil  vor der obszön langen knallroten Krawatte (male symbol) nach Art von Merkels Raute (women’s symbol), ungeduldig bis in die Fingerspitzen. Alle misstrauischen Besucher sahen es, wenn auch weniger genau als jeder TV Konsument, also das Fernsehauge.
Was immer vor der Bühne unter Putins Aufsicht verhandelt wurde, es stand unter der Drohung von J.D.Vance vom letzten November: falls die EU die Einschränkungen des Digitalgesetzes gegen Elon Musk nicht fallenliesse, hätte es Wirkung auf Amerikas Natobeistand.  Aber gilt dieser Nato-Schutz wirklich noch für Mr. Musk? Wie ohnmächtig wäre das griechisch-römische Recht gegen den Wilden Westen!

2025-08-19T12:16:20+00:0008 '25|Gesichtsrundschau|

16. August 2025 – Eisige Gespräche

passen inzwischen punktgenau zum Gipfelformat: gestern also zwischen Trump und Putin eine denkwürdige Inszenierung. In Alaska, einem ehemals russischen Gebiet, auf welches Putin womöglich Anspruch erheben könnte. Die Amerikaner kauften das Gebiet dem verschuldeten Russland einfach ab, 1867 für sieben Komma zwei Millionen Dollar.  Bedenkt man, wie gern Trump für seine Gebietsansprüche in den Brunnen der Geschichte greift, und wie tief erst recht Putin, ist die Furcht nicht unberechtigt. Aber heutzutage dürften Wirtschaftserfolge wichtiger sein.  Was hat Trump seinem Kollegen angeboten – und umgekehrt dieser ihm? Wir wissen es (noch) nicht. Bemerkt hat die Weltöffentlichkeit eine offenbar große Wärme im beiderseitigen Umgang. Zwei Gauner, die einander verstehen und gerade nicht unterkühlt behandeln. Oder doch?

Für die demonstrative Kollegialität gibt es immerhin ein historisches Muster. Es gehört zum europäischen Drehbuch , dem Donald Trump aufreizend genau folgt, seitdem er in den präsidialen Sog geriet. Er lernte dort, dass zur Machtergreifung 1. ein Putschversuch gehört, 2. eine Dolchstoßlegende, 3. ein dickes Buch über die undemokratischen Absichten des Diktators, sowie 4. eine fanatische Gefolgschaft. Ferner 5. Hass auf die gebildete Elite und die Wissenschaft überhaupt, sowie 6. Hass auf fremdstämmige Zuwanderer.

Ein düsteres, wenn nicht das düsterste Kapitel dieses Drehbuchs fand 1939 statt. Es nannte sich „Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion“, sah Neutralität im Kriegsfall vor, sowie eine Sonderregelung für die Überlassung von Polen und dem Baltikum an Russland. Wie gespenstisch! Abgesehen von der Ukraine: ist niemand gerade jetzt, fast neunzig Jahre später, so nervös wie die baltischen Staaten und Polen. Zwar sind sie alle Mitglieder der Nato, die es 1939 noch nicht gab, und gegen die starke Nato könnte Putin wohl ohne Atomwaffen nicht antreten. Es sei denn: die USA verlassen dieses Bündnis. Wäre dieser Alaska-Gipfel zugleich auch – wie 1939 – ein Gipfel der Verlogenheit?

2025-08-16T14:21:57+00:0008 '25|Gesprächsrundschau|
Nach oben