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30. November 2025 – Wilde Gerüchte

sind eine eigene orale Gattung, verwandt mit Verschwörungsmythen, aber nicht identisch. Wilde Gerüchte wurden erst ein Mal gezeichnet1943 von A. Paul Weber, einem satirischen Grafiker aus Thüringen, Enkel eines Maschinenfabrikanten, Soldat im 1. und 2. Weltkrieg. Das Bild hiess „Das Gerücht“ und zeigt vor einem Hochhaus eine fliegende Schlange mit Menschenkopf, Glubschaugen und Spitzohren, der Körper von Augen besetzt, der Schwanz zerfasert in einen Schwarm. Auch aus dem Hochhaus quellen Augen. So betrachten die Medien gerade den Friedensprozess um die Ukraine. Drei Kapitel umfasst das Gerücht: den Verlust von ukrainischen Gebieten, den Verlust der Glaubwürdigkeit durch Korruption, den Verlust der Bündniskraft. Die ätzenden Nachrichten über Korruption würden die Aufnahme in die EU verhindern. Die Teilung des Landes würde Russland die Rohstoffausbeutung überlassen und den USA den Gewinn. Das Kraftwerk Saporischja stünde als Ersatz einer atomaren Kriegsmaschine bereit, als Ersatz eines militärischen Aktes, auf den keine NATO zu reagieren hätte. Wer spricht mit wem, wann und wo und wie lange?

2025-11-30T17:56:45+00:0011 '25|Gespräch, Gesprächsrundschau|

27. November 2025 – Wenn Rubel sprechen

versteht auch Präsident Trump diese Sprache und greift ein. Der unsägliche Deal , fälschlich Friedensplan genannt, beruht auf dem augenblicklichen Höchststand der russischen Anlagen bei Euroclear – der europäischen Bank in Belgien. Rund 725 Milliarden Dollar waren es im Oktober, davon 185 – 200 Milliarden momentan  eingefroren durch EU- Sanktionen.  Die EU konnte mit andern Worten den enormen Zuwachs dieses russischen Vermögens nicht bremsen. Euroclear fürchtet nun russische Klagen, falls die Summe zum WiederAufbau der Ukraine benutzt wird, sei es auch nur als Besicherung von Krediten. Nun will Trump mindestens 100 Milliarden, mindestens. Hat er Schutzversprechen gegeben? Ist ein Deal eine Sprachleistung – oder nicht vielmehr eine Rechenleistung, gehören Zahlen überhaupt zur Sprache?

Die Zeit drängt aber auch wegen des Atomwerks Saporischja. Es wird von Russland kontrolliert, leistet aber keine Versorgung mehr und muss momentan von Notstromaggregaten gesichert werden. Das sagt heute die KI von Microsoft namens CoPilot.

2025-11-27T10:08:12+00:0011 '25|Gesprächsrundschau|

22. November 2025 – Wer spricht? Wer hört? Wer gehorcht?

das muss beantworten, wer sich um Sprechakte kümmern will, wie etwa gerade jetzt um das Friedensdiktat gegen Präsident Selenskij und die Ukraine. Sie sollen sich unterwerfen. Aber gab es die Szene mit zwei Diktatoren und einem Opfer nicht schonmal?  Klassisch gebildete Leute erinnern sich an den Melierdialog des Thukydides;  Zeithistoriker denken an Näherliegendes. Richtig: die diktatorischen Verlautbarungen von Trump und Putin haben ein grausames Vorbild im Hitler-Stalin-Pakt von 1939 – nur diesmal teilen die imperialen Raubtiere einander nicht Polen, sondern die Ukraine im Frass. Hier will Geschichte sich wiederholen, in hochneurotischen Identitätsexzessen, wenn nicht gar historischen Wahnsinns. Putin, der die Ukraine als NS-Imitat bezeichnet, und damit seinen Überfall als Wiederholung des „großen vaterländischen Krieges“ etikettieren will; Trump, der von Anfang an dem Drehbuch des Hitlerismus folgte, angefangen von seiner Dolchstoßlegende (Wahlbetrug), über den Marsch auf die Feldherrenhalle (Marsch auf das Kapitol),bis  zur Abfassung einer Programmschrift (Project 2025). Und nun also der Pakt mit Russland. Wie lange wird er halten?  Gab es nicht zwischen Februar und Mai 2025 einen Vertrag zwecks Rohstoffgewinnung, mit dem Trump Präsident Selenskij  schützen zu wollen vorgab? Wann wird Trump diesen Deal zum Anlass eines Einmarsches nutzen?

Nachtrag 25. 11.: Anne Applebaum hat im Atlantic Magazine auf den Hitler-Stalinpakt hingewiesen.

 

 

2025-11-25T12:14:47+00:0011 '25|Gesprächsrundschau|

15. November 2025 – Das hybride Gespräch

dominiert ja schon längst unsere kommunikative Szene, gespenstischerweise parallel zur hybriden Kriegsführung.  Altmodische Briefe und Karten auf Papier werden zwar noch geschrieben und ausgeliefert, aber nur selten; es sind Luxusartikel im Beziehungssektor. Meist kommen nur noch emails, Whatsapps, Festnetzanrufe, handySMS usw. Das „Teilen“, das als angelsächsisches „share“ unser schönes Wort „Mitteilen“ verdrängte, erlaubt Kommunikation durch blosses Zusenden, wie schon bereits die riesige Emoji-Industrie aus Asien. Hinzu kommen die von Petra Gehring schon früh eindringlich beschriebenen Chöre des öffentlichen Raumes: Demonstrationen ohnmächtiger Untertanen, teils mit skandierten Rufen („Wir sind das Volk“) , teils mit beschriebenen Kartons für Zuschauer ohne audioApp oder karnevalesken Figuren für Liebhaber der Satire. Einen Spitzenplatz besetzten hier denkwürdige chinesische Demonstrationen mit leeren weissen Blättern. Oder mit Regenschirmen.  Durch und an diesen öffentlichen Raumgruppen, den Eiterbeulen des sozialen Verkehrs,  entstehen Kriege wie Wundbrände; sie sind das missing link zum hybriden Bürgerkrieg. Wie weit kann er gehen?

Im Oktober 2025 verbreitete Donald Trump eine KI Satire auf seiner Plattform Truth Social; man sah „König Trump“ in einem Kampfjet mit Krone über die „No Kings“-Demonstrationen fliegen und dabei garnicht symbolisch Fäkalien („bullshit“) auf die Protestierenden abwerfen. „bullshit“ war auch das Stichwort des einstigen Beraters Steven Bannon: er schlug schon früh die Verwüstung der öffentlichen Kommunikation mit bullshit vor, offenbar angeregt vom Philosophen Harry G. Frankfurt Steven Bannon, lesen wir gerade eben in der großen Sondernummer der FAZ vom 14.November, hat sich zwar mit Trump überworfen, aber stattdessen ein eigenes ideologisches Projekt aufgelegt. Vor vier Jahren versuchte er, ein uraltes italienisches Kloster als Denkschmiede zu pachten; das wurde damals abgelehnt, aber soeben,  nach vier Jahren Prozess, doch zugelassen. Simon Strauss kommentiert es mit angewiderter Bewunderung: „Mit welcher instrumentellen Intensität sich die amerikanische Rechte für Europa interessiert“ ist sein Bericht überschrieben.

2025-11-15T11:41:54+00:0011 '25|Gespräch|

14. November 2025 – Atem holen, Luft kriegen

möchte man in der kommenden Advents- und Weihnachtszeit, einfach mal Ruhe von aller Politik, allen Medien, allem Streit und Zank. Auch oder gerade weil die vergangenen vier Wochen wieder alles aufgeboten haben, was die regelbasierte Gesellschaft der mitteleuropäischen Länder zerstören könnte, von innen wie von aussen. Das Stichwort  dazu lautet „hybrid“: aber was heisst das eigentlich? Ursprünglich nur „Mischling“, „Kreuzung“ von Arten und Sorten. Also genau das, was heute sozial verworfen wird. Wir wollen nicht, dass Syrer Deutsche heiraten, nicht einmal dass sie einen deutschen Pass erhalten. Je rigoroser dieser Rassismus auftritt, desto hybrider die Kriegsführung. Ist es nicht seltsam?  Russland glänzt damit aussenpolitisch, die USA innenpolitisch. Die Verwirrung der amerikanischen Geister durch „alternative Fakten“ – also gleichsam Bastarde unter den Tatsachen – erzeugt jenen „bullshit“, den der Philosoph Harry G. Frankfurt schon 1986 erkannte: ein Gerede, dem Wahrheit und Lüge egal sind. Hybrides Gerede also. Die Sprache der Werbung und des Konsums, reines Dickicht in einem unreinen Urwald.

2025-11-14T09:35:45+00:0011 '25|Gesprächsrundschau|

13. Oktober 2025 – Der Weltfriedenspakt

von Donald Trump für den Nahen Osten,  für Israel und Gaza und umgebende Länder,  ist endlich Geschichte. Der müde wirkende Löwe aus Washington kam nach Jerusalem, liess sich dort in der Knesseth feiern, und zwar vor, während und nach einer ziemlich konfusen Rede über die großartigen großartigen Israelis, mit Netanjahu an der Spitze. Die RedeHöhepunkte konnten manche vielleicht überraschen. Unversehens verlangte Trump vom gegnerischen Lage die Begnadigung Netanjahus. Unversehens zollte er der Familie  Sheldon Adelson (Las Vegas)  den gebührenden Dank für deren jahrelange und massive Unterstützung seiner IsraelPolitik. Und wir erinnern uns: Mit dem Schwiegersohn Jared Kushner begann 2017 der Umzug der US Botschaft nach Jerusalem,  2020  folgten die erstaunlichen Abraham-Verträge zwischen Israel, den arabischen Emiraten, Bahrain, später auch Marokko und Sudan und natürlich den USA. Und heute nun also die Rückkehr der Geiseln, die jahrelang von der Hamas als Unterpfand gehalten wurden. Es sind zwanzig, weitere gestorbene sollen folgen. Die Palästinenser erhalten im Gegenzug zweitausend Gefängnisinsassen aus Israel. Angeblich verurteilte Attentäter und Mörder.
Trump reiste weiter nach Scharm El-Scheich, um den eigentlichen Vertrag zu ratifizieren, einer ungemein komplexen Nachkriegsordnung. Dass an deren Entstehung der jahrelang britische Unterhändler im Nahen Osten, Tony Blair, maßgeblich beteiligt war, blieb bisher weitgehend im Dunkeln. Dabei kommt er aus der britischen Kolonialnation von 1948.

2025-10-14T06:56:16+00:0010 '25|Gespräch|

27. September 2025 – Diella, eine albanische Ministerin

wurde soeben vom Regierungschef Rama als Instanz gegen wuchernde Korruption ernannt, oder besser: eingesetzt, denn es ist eine Künstliche Intelligenz mit dem Gesicht einer beliebten Mediengestalt, die bisher schon im Bürgeramt als chatbot half. „Die Sonne“, heisst Diella auf deutsch, geht nun also auf im einst sowjetischen Albanien, wenn  öffentliche Ausschreibungen anstehen und sie alle nötigen Daten im Handumdrehen präsentieren kann. Sie trägt albanische Kleidung und hat eine vertraute Stimme. Die Entscheidung zu so einem Schritt entspricht etwa dem Einsatz einer Expertenregierung, wenn keine Koalition zustandekommt. Präsident Rama  war und ist eigentlich Künstler. Zeichnet gern während der Arbeit, etwa bei Sitzungen. Eleganter und wirkungsvoller und zugleich bescheidener als Diella könnte keine Menschenfrau auftreten. Man  möchte ihr Glück wünschen bei diesem unerhörten Experiment. Und die Künstler allesamt auffordern, sich vom Polster der Kulturförderung zu erheben und mit KI zu arbeiten.

2025-09-27T17:09:51+00:0009 '25|Gesichtsrundschau|

25. September 2025 – Erika Kirk verzeiht

dem Mörder ihres Mannes. Er heisst Tyler Robinson, ist 22 Jahre alt, intelligent, hatte sich aber offenbar in letzter Zeit radikalisiert.  Dass er seinen politischen Feind aus rund 130 Metern Entfernung mit einem einzigen Schuss treffen konnte, lässt Übung erkennen. Genaueres wird der kommende Prozess zeigen. Einem Meister des streitbaren Dialogs (Kirk) jedenfalls wurde das Wort meisterlich brutal abgeschnitten.

Auf der Stelle, und erst recht nach der vierstündigen Großveranstaltung zur Beerdigung am 20. September, konnte man an den Deutschen Horst Wessel denken. 1930 wurde dieser bekennende NS-Anhänger von einem Kommunisten erschossen, unverzüglich zum Märtyerer erhoben und mit seinem Kampflied „Die Fahne hoch“ zur Nationalhymne assoziiert. Zur Beerdigung marschierten Tausende von SA Leuten auf, Goebbels hielt eine Brandrede. Dieser Vorlage folgte die Trumpgesellschaft bis ins Detail. Nur die Rede der Witwe Erika Kirk fiel aus dem Rahmen. Sie erinnerte unter Tränen an Jesus Christus, an christliche Werte: an Gnade, an Verzeihung. Was für ein Sprechakt.

Aber beherrschen christliche Werte die MAGA Bewegung? Trump jedenfalls nicht. Er liess seinen Stabschef Miller zur Verklärung der Witwe Kirk masslose Sätze sagen, die mehr von Krieg und Sieg als von Vergebung sprachen. Was für eine Versammlung war das also? Kein Gottesdienst, keine Heiligsprechung – dagegen hätte sich Leo XIII. als Amerikaner gewiss verwahrt. Eher konnte man an den legendären Rütlischwur der Eidgenossen von 1307 denken, dem Gründungssprechakt der Schweiz. Oder anders: Womöglich hat man den Gründungsakt einer Sekte erlebt, die ja niemals durch demokratische Wahlen, sondern nur durch charismatische Inszenierung von Führern entsteht? Beklommen könnte man an spektakuläre Sektengründungen der amerikanischen Geschichte denken, etwa an „Peoples Temple“  unter Anleitung eines Mannes namens Jim Jones. Er verleitete 1979 seine Anhängerschaft zum Suizid.

Was soll man von einer Politik halten, die nach und nach alle möglichen Gesundheitsvorsorgen für die eigene Bevölkerung abzuschaffen scheint?

2025-09-25T14:21:57+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

12. September 2025 – Masken von Mördern

beschrieb das liberale Medium der Schweiz, journal21, gestern ausführlich. Es ging um zwei Reserveoffiziere der israelischen Armee, die nur maskiert vor die Presse traten, aus Furcht und aus Scham. Sie spürten wohl, meinte  Ignaz Staub, dass die zukünftigen Einsätze gegen Gaza ungesetzlich und unmenschlich wären und Anlass zu einer Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof werden könnten. Staub beschreibt ausführlich, welche Rolle die Siedler inzwischen bei Netanjahus imperialem Wahnsinn spielen, dass sie schwere Geräte heranschaffen, um die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Trumps Vision einer Riviera des Orients hat Israel gefesselt: sowohl als Einkommens- als auch Lebensform. Das Paradies auf Erden, ermöglicht vom wahren Messias. Noch Ende der neunziger Jahre nannte man Netanjahu nur „Esel des Messias“ – inzwischen ist er es offenbar selber.

2025-09-12T08:46:36+00:0009 '25|Gesichtsrundschau|

10. September 2025 – Lügen, was das Zeug hält

könnte man zur Devise unserer vertrackten Gegenwart erklären.  Technisch möglich durch sogenannte „social“ media, moralisch praktiziert von gewissenlosen Zeitgenossen mit viel – oder zu wenig – Geld, politisch zu nationaler Konstitution ausgebaut, intellektuell zur Spielform des Weltgeistes erklärt. Unbeschreiblich staatstragende Rollen erhalten die Formate der Unterhaltungsindustrie: angefangen bei Hollywood, weiter zur game industry und zur Meta-Physik der Brillenkunde , bis hin, oder besser: bis zurück zur jüdischen Mythologie von Babel und Golem. 
Pausenlos versuchen Nerds aus westlicher Sphäre die Lage zu deuten, ohne doch nur den Schatten einer Hoheit dadurch zu gewinnen. Vielleicht sind die Lügengebäude zu nah an literarischen Ufern gebaut? Der Gewinner des Preises für europäische Verständigung,  Alhierd Bacharevic aus Belarus, mühte sich um das Genre von Fantasy, Märchen und Utopie (FAZ 30.8.). Nur wenige Tage später sah der Journalist Frank Bruni deutlich – und beileibe nicht als Einziger – den brutalen Angriff auf unser Realitätsbewusstsein als solches durch die gegenwärtige Präsidentschaft und Administration aus den USA (NYT 9.9.):
We’re facing the profoundly dangerous convergence of a leader determined to distract and deceive us and a social and political landscape primed for distraction and deception. Have we dealt with anything quite like this before? The existence of the shorthand IRL to designate that an event or relationship is occurring In Real Life, and not just online, suggests both the unreality of cyberspace — the fog and the fakery of it — and the significant amount of time we spend there.
Alle Zeichen einer organischen Existenz – Körper, Aussehen, Stimme, Bewegung, Mimik etc. – lassen sich heute kraft technischer Genialität simulieren und manipulieren: ob das Wort „Lüge“ hier noch angebracht sei oder überhaupt nach einer Realität verlangt, ist die Frage. In der alten Musik mit „wohltemperierter Stimmung“ gab es den Begriff der „enharmonischen Verwechslung“. Einzelne Töne können wie ein Treppenabsatz in eine andere Tonart leiten. Das wäre wohl das freundlichste Bild unserer gegenwärtigen, fatalen Umformatierung von Demokratie in Autokratie, von Arbeitern in Arbeitslose, von Wissenden zu unheilvoll Unwissenden.

 

 

 

 

 

 

2025-09-10T15:33:05+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|
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