Gestern besprach Wolf Lepenies in der WELT ein Buch über die sogenannte Postmoderne, von Daniel-Pascal Zorn: „Die Krise des Absoluten. Was die Postmoderne hätte sein können“. Ein Abgesang auf eine intellektuelle Mode, der wir die ersten Wahrheitskrisen verdanken. Erinnern wir uns an das Drama um Alan Sokal? Der Physiker hatte 1996 einen Artikel im postmodernen Jargon an die renommierte kulturwissenschaftliche Zeitschrift Social Text geschickt. Es ging darin angeblich um eine „Transformative Hermeneutik der Gravitationslehre“. Der hoch naturwissenschaftliche Text wurde angenommen, aber von ahnungslosen Redakteuren, die nichts von Physik verstanden. Sie waren einem Hoax aufgesessen. Die Affäre zog damals weiteste Kreise und führte zur Gründung einer neuen Zeitschrift für Geschichte.
Das Buch von Zorn, schreibt Lepenies, endet „mit einer Vision, einer Beschreibung, was die Postmoderne hätte sein können. In einem kreisrunden, transparenten Glaspalast in der Antarktis haben sich acht Männer um einen Tisch zum Gespräch und Austausch der Argumente versammelt. Der Diskurswächter Habermas hätte von ‚herrschaftsfreier Kommunikation‘ gesprochen.“
Wer möchte nicht an Hermann Hesses Glasperlenspiel denken – und hat nun doch den grausig elliptischen Tisch in Putins Reich vor Augen?