und nicht etwa ruhige Dialoge in nachdenklichen Parlamenten beherrschen unsere kommunikative Bühne : vielmehr das Gegenteil. Wütende Stimmen, Trillerpfeifen und Plakate im Streik, tobende und teils blutig niedergeschlagene Aufstände, aggressive WahlDuelle zu zweit, zu dritt, zu viert : und das alles vor unseren öffentlich dröhnenden Massenszenen in Sport , Unterhaltung und Militär. Und nun also zelebriert Präsident Trump, Chef der bisher mächtigsten Weltnation, seinen „schreienden Widerspruch“ zur amerikanischen Politik im eigenen Land, in Europa wie auch im Nahen Osten. Der vornehme Fachausdruck dafür heisst „Disruption“. Im Film würde man vom „Schnitt“ sprechen: ein an sich lautloser, aber womöglich dramatischer Umbruch einer Handlung.
Warum applaudieren so viele Menschen so einem Vorgang? Der Historiker Herfried Münkler hat eine plausible Erklärung. Die Idee eines friedlichen, gleichberechtigten, dauerhaften Miteinanders – also Kants „Ewiger Frieden“ – gehört womöglich nicht zur modernen sozialen Ausstattung, nicht zur demokratischen Ergebung in Macht und Geltung von ungefälschten Abstimmungen. Denn wo soll sie überhaupt gelernt werden? Wie können Gesellschaften mit vollkommen hierarchischen Sozialverbänden in Religion, Sport, Medizin und Wissenschaft überhaupt eine demokratische Einstellung pflegen – zu schweigen von der patriarchalischen Verfasstheit der Weltmännergesellschaft?
Morgen, Sonntag den 23. Februar 2025, bitten die Deutschen sich selbst zu Auswahl hoffentlich regierungsfähiger Parteien. Mächtige Diktatoren aus Russland, China, Türkei, Indien und nun also auch USA warten am Horizont auf männliche Disruption.