Am gestrigen Dienstag endete der Karneval im Rheinland. Nachts vor dem Kölner Dom wurde feierlich „dä Nubbel“ verbrannt – jetzt also sind wir im Aschermittwoch – und zwar in jeder Hinsicht. Denn verbrannt wurde gestern auch eine friedliche, eine vergnügte rheinische Epoche. Bei schönstem Sonnenschein hatte sich noch einmal jene Unterhaltungsgesellschaft in Szene gesetzt, zu der uns nicht nur die alte französische, sondern eben auch die amerikanische Besatzung hat werden lassen, seit 1945.

Derweil verging in Warschau und Moskau ein welthistorischer Tag in der Geschichte des Dialogs. Eine höhere Regie liess die beiden gegenwärtigen Herrscher der Erdhälften Ost und West, Wladimir Putin und Joe Biden, im Abstand weniger Stunden zu politischen Grundsatzreden auftreten. Es waren Reden im Sinne eines Duells, es waren absolut feindliche Reden. Der eine zeichnete seine diktatorisch verlogenen Absichten, seine Schuldzuschreibungen, seine Kriegsführung und bösartigen Bewaffnungen; der andere schwang das Schwert der friedlichen Demokratie, ihrer Helden, ihrer Bündnisse und Verteidigung, ihrer Mitmenschlichkeit und Rechtssicherheit. Beide Männer adressierten sowohl ihren Gegner als auch die eigene Bevölkerung. Nach Art des griechischen Chores in einer Tragödie kommentierten
die Medien während und nach den Reden, was sie vernommen hatten. Die Weltgesellschaft erfuhr vom russischen Diktator, dass das Atomabkommen New Start zwischen den Supermächten auf Eis gelegt werden soll. Eine Entscheidung, die sich seit 2018 vorbereitet hat und jetzt nur noch um Haaresbreite von einer Kündigung entfernt ist. Es wäre die letzte Vereinbarung zwischen zwischen den Supermächten, den Bestand an Atomsprengköpfen auf 1550 zu deckeln. Aber was für eine groteske Entscheidung! Die Weltgesellschaft fürchtet das Schlimmste.

Morgen will China einen Friedensplan für den Ukraine Konflikt vorlegen. Auch China ist inzwischen eine Supermacht. Warten wir ab.