Letzten Mittwoch brachte die FAZ einen langen Artikel von Matthias Mayer über „Die Krise als Dialog-Booster“. Mayer ist Leiter des Bereichs Wissenschaft der Hamburger Körberstiftung., Was war gemeint? Forschende, hiess es hier, seien durch Corona (und erst recht die Klimafrage) auf den „öffentlichen Turnierplätzen der Meinungen“ gelandet, unversehens sei die Wissenschaft zu einem nicht nur gleichberechtigten Partner der öffentlichen Meinung, sondern zum führenden Organ der Bewußtseinsbildung in Politik und Lebenswelt geworden. Aber, fragt Mayer, sind die Wissenschaftler auf so eine wichtige Rolle vorbereitet? Nach einer internationalen Umfrage durch Economist Impact und Körberstiftung bei 3tausend ForscherInnen aus zehn Ländern „aller Fächer und Karrierestufen“ ergab sich: fast zwei Drittel applaudierten dem höheren Ansehen der Wissenschaft, besonders in Lateinamerika. Probleme sah man allerdings im geforderten Tempo der Prüfverfahren: die Peer Review galt einmütig als bestes Werkzeug, aber sie muss auch stattfinden können. Zudem sehen sich die Akteure mehr und mehr als Öffentlichkeitsarbeiter (78%). Fake News müssen bekämpft, Missverständnisse ausgeräumt werden. Ernsthaft sorgen sie sich um die Rolle der social media. Einerseits sollen sie hier aufklärend wirken, andererseits unsinnige Beschimpfungen aushalten. Die Mehrheit, sagt Mayer, fühlt sich kompetent, aber Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Technik müssen die Rahmenbedingungen herstellen.
3000 ForscherInnen: das ist nicht viel. Nicht reflektiert wird in diesem Aufsatz die riesige und politisch erfolgreiche Gegenströmung in Religion und Obskurantismus, die Evangelikalen in USA und Lateinamerika, die Orthodoxie in christlichen und nun auch jüdischen Ländern, der islamische Fundamentalismus. Die größere Hälfte der Menschheit: China, Indien, arabische Länder hat Putin nicht verurteilt und die Ukraine nicht unterstützt. Die Aufgabe der Wissenschaft ist also weitaus größer als hier skizziert.