In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gab es unter dem irreführenden Stichwort „Körper“ eine erhellende Diskussion über das Diskutieren. Ute Frevert, Historikerin der Gefühle, betonte, dass man in der Demokratie nicht wie Carl Schmitt von Feind zu Feind spreche sondern von Gegner zu Gegner. Ein Grundvertrauen hindere den Umschlag in schiere Körperlichkeit – sprich Prügel oder Totschlag. Dieses Grundvertrauen verschwindet soeben in USA. Hat es dort je wirklich geherrscht? Kathrin Schmidt, die Autorin, verbat sich den Modus der „Gesinnungsbeweiskultur“ in den Debatten – dem widersprach die Kulturkundlerin Eva Horn aber mit Rekurs auf die Usancen der Wissenschaft: hier müsse man sich einig werden können, nämlich über das, was erwiesenermassen der Fall sei. Niemand mochte den Sprung zu dem Fazit leisten: dass wir in eine Wissenschaftsreligion treiben, die – jedenfalls für die meisten – zur Glaubenssache werden muss, jedoch nur für wenige Priester diskussionseffizient bleiben kann, nämlich dann, wenn sie die Beweisverfahren beherrschen und die Öffentlichkeitstechnologie dazu.