Seit dem letzten Eintrag am 6. Oktober verging viel Zeit – und die Aktivität der Whistleblowerin Frances Haugen hat gewirkt. Sie hat Facebook zu Fall gebracht. Unglaublich. Erleben wir gerade das Ende einer Epoche? Mark Zuckerberg kündigt jedenfalls eine dramatische Zäsur für Facebook an. Aus dem „Gesichtsbuch“ wird ein „Jenseits“buch. Statt „Facebook“ heisst das Unternehmen jetzt „Meta“. Oder „Meta-Versum“ – statt „Uni-Versum“.

Die Öffentlichkeit hat das Unheimliche daran noch nicht ganz erfasst. Unheimlich ist der Größenwahn bei alldem. Unheimlich ist aber auch die neue Geschäftsidee dahinter. User sollen demnächst mit virtueller Realität versorgt werden, mit Brillen, die ihre Träger in andere Welten versetzen. Man soll Inhalte nicht mehr betrachten oder lesen, sondern in Inhalte einsteigen. Was soll damit gemeint sein? Für deutsche User bietet „Meta-Verse“ rein sprachlich etwas altbekanntes, nämlich das, was auf deutsch „Zweites Gesicht“ heisst, also Visionen evoziert. Hellseherei, „zweite Gesichter“, wurden in Europa Ende des 19. Jahrhunderts zur Modeerscheinung. Im Umfeld der Psychoanalyse, der Hypnose, der Theosophie, gab es Geistererscheinungen, Jenseitswelten, die schliesslich zu Kunst und Weltanschauung gerinnen konnten. Hilma af Klint, die schwedische Malerin, schuf hunderte von Gemälden nach ihren Visionen; Rudolf Steiner, ihr Prediger, stiftete dazu die „Anthroposophie“: Weisheitslehre des Menschseins. Dieser Lehre folgt die Partei der Grünen seit langem; mit ihr bekämpft sie das „Anthropozän“: = die Epoche höllischer Unweisheit im Handeln der Menschheit. Ab morgen tagt im schottischen Glasgow die große Klimakonferenz, deren Ergebnis über das Fortleben unserer Spezies entscheiden soll. Hat Zuckerberg seine Bekanntmachung passend dazu datiert?