heute, zum hohen französischen Gedenken an den Sturm auf die Bastille 1789, vulgo „Französische Revolution“, denken wir lieber ans Gegenteil, an die Unterwerfung des Volkes durch herrschende Technik.  Marina Münkler stellt in der Zeitschrift APuZ vom 28. Juni den dramatischen Übergang „Von der Parteien- Zur Plattformdemokratie“ vor: als kaum überschätzbaren Wechsel zur „Mediokratie“. Was als revolutionäre Erneuerung der Demokratie auftrat, führte zu Theatralisierung,  zur Versklavung der PolitikerInnen im Dienst der Imagebildung. Mit Einführung des Internets folgte die „Schwarmintelligenz“ , als „Ausdruck der Hoffnung , dass sich Wissen im Schwarm egalitär verbreiten würde.“ Nie zuvor konnte man so leicht an Information gelangen, nie zuvor gab es aber auch derart kollektive Wissensmeuten wie durch die „sozialen Medien“. Und Meuten waren es vornehmlich durch zwei Tonarten des Kapitalismus: Werbung und Überwachung. Beides hat weniger mit Wörtern zu tun als mit Bildern. Beides hantiert mit einer physischen Währung, die früher „das Gesicht“ hiess, aber inzwischen zur Reizfläche verkam. Überwachung sucht das Gesicht als QR Code mit verkäuflichen Daten; Werbung sucht weltumfassend nach käuflicher Schönheit. Dazwischen liegt die schwer fassbare kommunizierende „soziale Medienwelt“ mit Erfindung der emojis. Eine asiatische Bilderschrift, die ursprünglich vom US amerikanischen Professor für Physiognomik Paul Ekman (*1934) evoziert wurde, in Gestalt einer Gesichtslesekunst mit zweitausendjähriger Tradition. Nonverbale Kommunikation nannte er das, was Personen aller Geschlechter, aber auch Haustiere, mimisch kommunizieren; Freude, Stolz, Überraschung,Wut, Trauer, Ekel, Verachtung. Diese sieben Emotionen hielt er für kulturübergreifend, weltweit verständlich. Die Erkenntnis boosterte die US Filmindustrie, stammte selbst aber aus dem Stummfilm. So auch das wissenschaftliche Projekt von 1978: das „Face Action Coding System“, das immerhin zehntausend mimische Kundgaben für möglich hielt und entsprechende kulturelle Varianten.  Rund vierzig Jahre danach führte Facebook immerhin fünf Emojis ein: das Herz, das lachende, das erstaunte, das traurige, das wütende Smiley, und griff damit „extrem steuernd in die Kommunikation ein.“

Auch die israelische Soziologin  Eva Illouz hat in ihrem neuen Buch „Explosive Moderne“ (2024)  die Rolle der visuell dominierten mailkommunikation ausführlich diskutiert. Die dialogische Anordnung in Facebook oder WhatsApp: erst Bild oder Aussage, dann der Daumen mit Ja oder Nein, oder sonst einem visuellen Symbol, entspricht der grundsätzlichen Entwortung.  Mit den Smileys ausgetauscht werden Gesten – wie unter Gehörlosen. Oder wie unter Tieren.