Das Jahr 2011 will wenigstens hierzulande offenbar zum Jahr des Gesichts werden. Nicht nur die steigende Zahl der Operationen – siehe den Eintrag vom April -, die neuen Mitgliederrekorde bei Facebook, (inzwischen 20 Mill.), auch die markanten Publikationen lassen darauf schließen. So erschien vor kurzem bei Rowohlt das Hauptwerk des amerikanischen Gesichtsfachmanns Paul Ekman unter dem Titel Ich weiss, dass du lügst. Die Erstausgabe von 1991 hieß Telling Lies, aber dann gab es den 11. September 2001, Ekman wurde vom neu gegründeten Home-Ministry angeheuert und erweiterte seine Kompetenz um die physiognomischen Erfahrungen im Umgang mit arabischen Terroristen. Weitere Zusätze gab es 2009, nachdem die höchst erfolgreiche und von ihm beratene Fernsehserie Lie to me erstmals ausgestrahlt wurde. Ekman, der für CIA und die US Armee gearbeitet hat, gilt heute als unbestrittener Chefanalytiker physiognomischer Datensätze.

Ebenfalls ein Hauptwerk zur Anthropologie und Psychoanalyse des Gesichts erschien soeben auf deutsch von Pierre Legendre, dem französischen Juristen und LacanSpezialisten: Gott im
Spiegel. Untersuchungen zur Institution der Bilder
, Turia & Kant, Wien ; ein Grundwerk zum Problem des Narzissmus. Angekündigt ist ferner ein Werk des Kunsthistorikers Hans Belting über „Gesicht und Maske“. Was schließen wir aus diesem „facial turn„? Warten wir ersteinmal noch ab.