Gesprächsrundschau

25. September 2025 – Erika Kirk verzeiht

dem Mörder ihres Mannes. Er heisst Tyler Robinson, ist 22 Jahre alt, intelligent, hatte sich aber offenbar in letzter Zeit radikalisiert.  Dass er seinen politischen Feind aus rund 130 Metern Entfernung mit einem einzigen Schuss treffen konnte, lässt Übung erkennen. Genaueres wird der kommende Prozess zeigen. Einem Meister des streitbaren Dialogs (Kirk) jedenfalls wurde das Wort meisterlich brutal abgeschnitten.

Auf der Stelle, und erst recht nach der vierstündigen Großveranstaltung zur Beerdigung am 20. September, konnte man an den Deutschen Horst Wessel denken. 1930 wurde dieser bekennende NS-Anhänger von einem Kommunisten erschossen, unverzüglich zum Märtyerer erhoben und mit seinem Kampflied „Die Fahne hoch“ zur Nationalhymne assoziiert. Zur Beerdigung marschierten Tausende von SA Leuten auf, Goebbels hielt eine Brandrede. Dieser Vorlage folgte die Trumpgesellschaft bis ins Detail. Nur die Rede der Witwe Erika Kirk fiel aus dem Rahmen. Sie erinnerte unter Tränen an Jesus Christus, an christliche Werte: an Gnade, an Verzeihung. Was für ein Sprechakt.

Aber beherrschen christliche Werte die MAGA Bewegung? Trump jedenfalls nicht. Er liess seinen Stabschef Miller zur Verklärung der Witwe Kirk masslose Sätze sagen, die mehr von Krieg und Sieg als von Vergebung sprachen. Was für eine Versammlung war das also? Kein Gottesdienst, keine Heiligsprechung – dagegen hätte sich Leo XIII. als Amerikaner gewiss verwahrt. Eher konnte man an den legendären Rütlischwur der Eidgenossen von 1307 denken, dem Gründungssprechakt der Schweiz. Oder anders: Womöglich hat man den Gründungsakt einer Sekte erlebt, die ja niemals durch demokratische Wahlen, sondern nur durch charismatische Inszenierung von Führern entsteht? Beklommen könnte man an spektakuläre Sektengründungen der amerikanischen Geschichte denken, etwa an „Peoples Temple“  unter Anleitung eines Mannes namens Jim Jones. Er verleitete 1979 seine Anhängerschaft zum Suizid.

Was soll man von einer Politik halten, die nach und nach alle möglichen Gesundheitsvorsorgen für die eigene Bevölkerung abzuschaffen scheint?

2025-09-25T14:21:57+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

10. September 2025 – Lügen, was das Zeug hält

könnte man zur Devise unserer vertrackten Gegenwart erklären.  Technisch möglich durch sogenannte „social“ media, moralisch praktiziert von gewissenlosen Zeitgenossen mit viel – oder zu wenig – Geld, politisch zu nationaler Konstitution ausgebaut, intellektuell zur Spielform des Weltgeistes erklärt. Unbeschreiblich staatstragende Rollen erhalten die Formate der Unterhaltungsindustrie: angefangen bei Hollywood, weiter zur game industry und zur Meta-Physik der Brillenkunde , bis hin, oder besser: bis zurück zur jüdischen Mythologie von Babel und Golem. 
Pausenlos versuchen Nerds aus westlicher Sphäre die Lage zu deuten, ohne doch nur den Schatten einer Hoheit dadurch zu gewinnen. Vielleicht sind die Lügengebäude zu nah an literarischen Ufern gebaut? Der Gewinner des Preises für europäische Verständigung,  Alhierd Bacharevic aus Belarus, mühte sich um das Genre von Fantasy, Märchen und Utopie (FAZ 30.8.). Nur wenige Tage später sah der Journalist Frank Bruni deutlich – und beileibe nicht als Einziger – den brutalen Angriff auf unser Realitätsbewusstsein als solches durch die gegenwärtige Präsidentschaft und Administration aus den USA (NYT 9.9.):
We’re facing the profoundly dangerous convergence of a leader determined to distract and deceive us and a social and political landscape primed for distraction and deception. Have we dealt with anything quite like this before? The existence of the shorthand IRL to designate that an event or relationship is occurring In Real Life, and not just online, suggests both the unreality of cyberspace — the fog and the fakery of it — and the significant amount of time we spend there.
Alle Zeichen einer organischen Existenz – Körper, Aussehen, Stimme, Bewegung, Mimik etc. – lassen sich heute kraft technischer Genialität simulieren und manipulieren: ob das Wort „Lüge“ hier noch angebracht sei oder überhaupt nach einer Realität verlangt, ist die Frage. In der alten Musik mit „wohltemperierter Stimmung“ gab es den Begriff der „enharmonischen Verwechslung“. Einzelne Töne können wie ein Treppenabsatz in eine andere Tonart leiten. Das wäre wohl das freundlichste Bild unserer gegenwärtigen, fatalen Umformatierung von Demokratie in Autokratie, von Arbeitern in Arbeitslose, von Wissenden zu unheilvoll Unwissenden.

 

 

 

 

 

 

2025-09-10T15:33:05+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

7. September 2025 – Unser digitales ÜberIch

wird offenbar gerade entwickelt, im Wettstreit zwischen CHatGPT aus Silicon Valley und DeepSeek aus China. Vielleicht gab es gerade ein exponentielles Wachstum in der Technologie, eine gefährliche Beschleunigung, vor der Angela Merkel schon zu Corona Zeiten warnte. Seltsam ist jetzt aber der Widerspruch: Frau Melania Trump erklärte letzthin der Weltöffentlichkeit, die neue KI sei nun unter uns wie ein Kind, das erzogen und bewacht werden müsse; der SPIEGEL berichtete zeitgleich, der Künstlichen Intelligenz müsste man mütterliche Züge antrainieren, um jede Gefährdung durch dieses Riesenwerkzeug zu verhindern.
„Das Riesen-Spielzeug“ hiess eine Ballade von Adalbert von Chamisso aus dem Jahr 1831. Die Tochter eines Riesen spaziert durchs Land und findet „gar eine fremde Welt. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, / Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;/ Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,/Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.“ Sie packt alles in ein Tuch und bringt es zum Vater.
Aber kein väterlicher Burgherr steht heute bereit, um ein kleines Wesen namens Mensch zu schützen; im Gegenteil, an eben diesem Wesen wollen alle möglichen Schreckensmächte genesen. Finanziell, intellektuell, territorial.  Der SPIEGEL benennt immerhin eine Forscherin namens Jie Mei von der Interdisciplinary University aus Linz ((IT:U), die sich mit Neurotransmittern befasst. Also mit Wirkstoffen, die uns zur Empathie befähigen, egal ob Mutter oder Kind. Auch im Tal der Silicontränen gibt es derlei Forschung, etwa bei https://www.hansonrobotics.com/ , wo man menschenkompatible Geschöpfe entwerfen will, die eine Art interspezifische Koexistenz führen könnten. KÖNNTEN! , wenn sie zu wollen gelernt haben.

 

 

2025-09-07T11:31:21+00:0009 '25|Gesprächsrundschau|

29. August 2025 – „Gegner sein und bleiben“

so etwa kann man „Kriegstüchtigkeit“ übersetzen, von welcher Minister Pistorius seit Amtsübernahme spricht. Mit Erfolg. Die Regierung will jetzt Briefe an alle wehrfähigen jungen Männer senden, die sich freiwillig melden können. Bleibt die Zahl unter der erwünschten, wird ab 2027 Wehrpflicht ausgerufen. Das Kalkül ist: der Gegner namens Russland soll angeblich mit Angriffen warten, bis wir wirklich ertüchtigt sind. Dabei arbeiten Fachleute längst an den permanent gegenwärtigen Schattenkriegen im Cyberspace. „Red Teaming“ nennt man das Training der Künstlichen Intelligenz mit Angriffstechnik, die uns begegnen könnte. Denn auch die Angreifer nutzen sie. Im Blog des Unternehmens kindo steht:

. Das konfrontative Denken zwingt Sie dazu, Ihre Angriffsfläche aus der Sicht eines Angreifers zu betrachten: • Welche Teile unserer öffentlichen Systeme sind am anfälligsten für Angriffe? • Wie kann jemand kleine Fehler kombinieren, um eine große Sicherheitsbedrohung zu schaffen? • Sind wir durch eine CVE oder eine neu entdeckte 0-Day-Sicherheitslücke gefährdet?

Durch die Auseinandersetzung mit diesen Fragen können Verteidiger Probleme proaktiv beheben und Reaktionen auf potenzielle Vorfälle proben. Das Prinzip ähnelt dem Stresstest einer Brücke oder der Durchführung von Feueralarmübungen: Indem Sie sich bewusst und kontrolliert Risiken aussetzen, stärken Sie Ihre Systeme und Teams für echte Krisen. Mit dieser Denkweise werden Sicherheitslücken zu Lehren.

Das ist ein Zitat! Der Dichter Rilke schrieb einst: „Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles.“

2025-08-31T09:32:27+00:0008 '25|Gesprächsrundschau|

16. August 2025 – Eisige Gespräche

passen inzwischen punktgenau zum Gipfelformat: gestern also zwischen Trump und Putin eine denkwürdige Inszenierung. In Alaska, einem ehemals russischen Gebiet, auf welches Putin womöglich Anspruch erheben könnte. Die Amerikaner kauften das Gebiet dem verschuldeten Russland einfach ab, 1867 für sieben Komma zwei Millionen Dollar.  Bedenkt man, wie gern Trump für seine Gebietsansprüche in den Brunnen der Geschichte greift, und wie tief erst recht Putin, ist die Furcht nicht unberechtigt. Aber heutzutage dürften Wirtschaftserfolge wichtiger sein.  Was hat Trump seinem Kollegen angeboten – und umgekehrt dieser ihm? Wir wissen es (noch) nicht. Bemerkt hat die Weltöffentlichkeit eine offenbar große Wärme im beiderseitigen Umgang. Zwei Gauner, die einander verstehen und gerade nicht unterkühlt behandeln. Oder doch?

Für die demonstrative Kollegialität gibt es immerhin ein historisches Muster. Es gehört zum europäischen Drehbuch , dem Donald Trump aufreizend genau folgt, seitdem er in den präsidialen Sog geriet. Er lernte dort, dass zur Machtergreifung 1. ein Putschversuch gehört, 2. eine Dolchstoßlegende, 3. ein dickes Buch über die undemokratischen Absichten des Diktators, sowie 4. eine fanatische Gefolgschaft. Ferner 5. Hass auf die gebildete Elite und die Wissenschaft überhaupt, sowie 6. Hass auf fremdstämmige Zuwanderer.

Ein düsteres, wenn nicht das düsterste Kapitel dieses Drehbuchs fand 1939 statt. Es nannte sich „Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion“, sah Neutralität im Kriegsfall vor, sowie eine Sonderregelung für die Überlassung von Polen und dem Baltikum an Russland. Wie gespenstisch! Abgesehen von der Ukraine: ist niemand gerade jetzt, fast neunzig Jahre später, so nervös wie die baltischen Staaten und Polen. Zwar sind sie alle Mitglieder der Nato, die es 1939 noch nicht gab, und gegen die starke Nato könnte Putin wohl ohne Atomwaffen nicht antreten. Es sei denn: die USA verlassen dieses Bündnis. Wäre dieser Alaska-Gipfel zugleich auch – wie 1939 – ein Gipfel der Verlogenheit?

2025-08-16T14:21:57+00:0008 '25|Gesprächsrundschau|

08.08.2025 – Schlimmes Datum

Bekanntlich bedeutet das heutige Datum eine Heilige Zahl für NSympathisanten. Das liesse sich vielleicht ändern, nähme man das Dilemma der deutschen Politik wichtig. In den Nachrichten wird es gerade beschrieben: wachsende Arbeitslosigkeit, wachsende Wehrlosigkeit: die Weimarer Szene vor 1933. Keine Sorge, sagt man im Deutschlandfunk: Die bedrohliche Arbeitslosigkeit – unter anderem wegen der Zölle in den kommenden 5 Jahren ca. 60tausend Entlassungen in der Autoindustrie  – liesse sich allein schon durch Anwachsen der WaffenFirma Rheinmetall auffangen. Ca. 300tausend Arbeitsstellen gäbe es allein hier, wenn die Nato-Pläne zur Aufrüstung und „Kriegstüchtigkeit“ deutscherseits  umgesetzt würden.  „Lasst Waffen sprechen“:  auch die Bundeswehr würde arbeitslose Facharbeiter mit Sachverstand unbedingt aufnehmen und umschulen, Stand heute. Das Stichwort „Kriegswirtschaft“ elektrisiert offenbar autokratisierte Nationen, vulgo Regierungen; Putin hat es bewiesen, unter anderm mit Wiederbelebung des Stalinkultes. Über hundert Denkmäler soll er seit etwa 2008 dem Großen Diktator erneut gestiftet und die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg landesweit gefördert haben.
NSympathisanten , die gern die Ziffer 8 zwiefach auf dem AutoNummernschild tragen,  könnten diese 8 also eigentlich dazusetzen. Sie garantiert die Erinnerung an das Jahr 1939, an den Beginn des Großen Vaterländischen Versagens. 

2025-08-08T09:30:58+00:0008 '25|Gesprächsrundschau|

20. Juli 2025 – „I didn’t do it“

sagte jemand im Cockpit der Indian Airline Boeing 787-8 am 12. Juni um 12:09, unterwegs von Ahmadebad nach London. Es war eine Antwort auf die Frage: „Why did you cutoff?  Dieser Dialog wird als bisher unheimlichster Moment der Technik- und Verkehrsgeschichte ins öffentliche Unbewusste eingehen. Er fand sich auf dem Flugschreiber der Boeing, nachdem die Maschine mit 261 Passagieren abgestürzt war, nur wenige Minuten nach dem Start. Als erste Ursache fand man die Schalter für Treibstoffzufuhr erst abgestellt, CUT OFF, dann wieder eingeschaltet. Im Cockpit sassen ein Copilot am Steuer, daneben der Kapitän, eine übliche Anordnung. Der Kapitän leugnete die Abschaltung beharrlich. „I didn-t do it“. Die website ingenieur.de referiert:  „Beide Piloten versuchten zehn Sekunden nach dem CUTOFF, die Schalter zurück auf RUN zu stellen. Nur ein Triebwerk startet erneut. Um 08:09:16 UTC stürzt die Boeing in fünf Gebäude des BJ Medical College – darunter ein Studentenwohnheim. 19 Menschen sterben am Boden.“

 Seit einer Woche wurde die suizidale Erklärung diskutiert. Erst liessen sich die Stimmen nicht eindeutig zuordnen, dann wurden Wartungsmängel entdeckt, aber zuletzt verworfen. Der Kapitän hatte sich diabolisch durchgesetzt und sogar die historische Kontrolle über die stimmliche Aufzeichnung behalten, wenigstens zeitweise. Mit seiner Lüge ermordete er den CoPiloten gleichsam auf Augenhöhe. Sicher werden wir über diesen Kamikaze-Charakter bald mehr erfahren. Welche psychische Vorgeschichte hatte der Mann, und wer sass überhaupt im Flugzeug?

Gehört der Dialog zum Schatten des 20. Juli, den wir heute in Deutschland bedenken? Wie oft ist dieser Satz “ Ich war es nicht“ in den zahllosen Prozessen der Nachkriegszeit in Deutschland und anderswo gesprochen worden. Linguistisch geht es dabei um einen „Sprechakt“: so nennt man Aussagen, die zugleich Vollzug, also Handlung bedeuten. Vor Gericht gibt es nur Sprechakte, auch und gerade die Verleugnung von Taten löst weitere Handlungen aus.  Gerade erleben wir in den USA fortgesetzte Verleugnungen von Handlungen, daraus folgend weitere Prozesse. So sieht sie aus, die Aushöhlung des Rechts. 

2025-07-20T12:46:39+00:0007 '25|Gesprächsrundschau|

20.Juni 2025 – Reden.Lügen.Schiessen.

und sterben lassen: so stellt sich Männer-Aussenpolitik Stand heute dar. Kaum anders die Innenpolitik: männliche Aktivitäten in Kindesmissbrauch und Femizid sind auf dem Vormarsch. Und sei es nur dank ihrer gesteigerten Wahrnehmung kraft KI. Wie soll es weitergehen?  Gestern erst pflanzte der US Präsident zwei Fahnenmasten für die von ihm soeben erschaffene Nation, Stämme von 27 m Höhe vor dem Weissen Haus, für 50tausend Dollar aus der eigenen Tasche. Er salutierte als Einziger.

Die neue Ausgabe der ZEIT übt sich im Übergang. Sie fragt nach Netanjahu: „Was treibt diesen Mann?“und lässt Eva Illouz antworten: egomane Zerstörungssucht nach innen und aussen. Wenn der neue Krieg gegen Iran mit einem Sieg enden sollte, bliebe zurück eine zerbrochene Nation; aussen vielleicht im Bündnis mit arabischen Nachbarn, innen aber mit frommen und daher wehrlosen Siedlern, und ohne ausreichend Fachkräfte, weil diese seit Jahren auswandern.

Wie einleuchtend antwortet aber die iranische Filmproduzentin Minu Barati. Internationale Gruppen iranischstämmiger Fachleute im Ausland, schreibt sie,  arbeiten seit Jahren mit Oppositonellen im Iran zusammen, um eine PostMullah Zukunft zu planen. Technisch, ökonomisch und juristisch.  „Auch und weil [diese Zukunft] gerade von den USA und Israel mitgestaltet wird. Zwei Ländern, deren Führung keinerlei moralischen Kompass mehr besitzt.“

2025-06-20T12:28:26+00:0006 '25|Gesprächsrundschau|

8. Juni 2025 – Streit 2.0

das Zerwürfnis von Elon Musk und Donald Trump geht nicht nur weiter sondern treibt ungeheure Blüten im Echo der Medien. Die FAZ von gestern glitzert in jeder einzelnen Redaktion. Seite 1:
Trump: Musk hat den Verstand verloren“ und „Der mit dem Trump tanzt“ und „Auf wen sollen die Republikaner nun hören?“ – Seite 19: „Der rasende Herkules“ (über Musk) „Schmutzige Scheidung“ und „In Feindschaft verbunden“ (Die Weltraumforschung); Seite 27 „Tesla-Aktie nun ohne Trump-Bonus„. Den Gipfel erreicht Jürgen Kaubes Kommentar auf Seite 9 des Feuilletons. Sichtlich begeistert beschreibt er das Drama zwischen den beiden Männern als Komödie. „Zwei Männer halten sich jeweils für Gott, schließen sich zusammen und halten sich nach einigem Hin und Her wie in einem gnostischen Mythos wechselseitig für den Teufel oder mindestens für geisteskrank“.

Gleichzeitig erreicht der DAX ungeahnte Höhen, gleichzeitig gelingt der Ukraine ein geheimdienstlicher Heldenstreich mit der Zerstörung von vierzig Flugzeugen der russischen Luftwaffe durch Drohnen, die in monatelanger undercover- Arbeit zum Standort gebracht wurden, gleichzeitig schickt Israel Raketen nach Libanon und Syrien, usw. usf.

Gleichzeitig beginnt die neue deutsche Regierung, ermuntert vom guten Empfang durch Mr. Trump, mit harten Abweisungen von Flüchtlingsfamilien,  Aufhebung von Fahrradwegen, Deregulierungen wie versprochen. Und mit Streit in der neuen Koalition, die ja eigentlich die älteste deutsche demokratische Regierungsform genannt werden kann. Es ist diese Synchronizität widerstreitender Gefühle, die Eva Illouz in ihrem neuen Buch „Explosive Moderne“ beschreibt: Explosiv, weil diese Gefühle durch widersprüchliche soziale Institutionen erzeugt werden und in kriegerische Entladung münden müssen, mindestens in neue Diktaturen. Auf keine Nation trifft diese Entwicklung so genau zu wie auf Israel und die USA.

2025-06-08T09:06:26+00:0006 '25|Gesprächsrundschau|

6. Juni 2025 – Der Streit

zwischen Trump und Musk, auf den wir alle gewartet haben, ist endlich eingetreten. Man kann neugierig sein, wie er weitergeht. Er spielt eine Etage höher als der Ampelstreit bei uns, und in einer Weltnation, mit entsprechenden Folgen.

Warum wurde und wird „Streit“ eigentlich seit Jahren als Markenzeichen der Demokratie ausgegeben und kultiviert, möchte man wissen. Einen historischen Grund gibt es in Gestalt von Carl Schmitt. Im Pamphlet „Politische Romantik“ von 1919 erklärte er die deutsche Liebe zum „Gespräch“ als obsolet : Friedrich Schlegel, Novalis, Adam Müller hiessen die offenbar verheerend friedliebenden Denker. Dagegen der mannhafte Schmitt, mit hitlernahen Freund-Feind-Gedanken, in Europa zuletzt von der Politologin Chantal Mouffe kultiviert.

Die romantische Position dachte hierzulande Habermas weiter. Seine „Theorie des kommunikativen Handelns“ wollte nicht Kriegstüchtigkeit erreichen sondern  argument- und regelbasierte Entscheidungen zum Besten aller.  Die Situation einer persönlichen Brüderfeindschaft in höchster Weltstellung konnte sich 1981 niemand vorstellen – obgleich es sie damals schon gab: in Gestalt des kalten Krieges. Nun gibt es weltweit heisse Kriege zu Land und Meer  mit unzähligen Toten und neuerdings einen heissen Bürgerkrieg im Element des Geldes.

2025-06-06T10:06:30+00:0006 '25|Gesprächsrundschau|
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