11. August 2025 – Die Ansage von etwas
dieses Format des öffentlichen Dialogs hat längst eine eigene Dynamik entwickelt. Ansagen, Ankündigungen sind als solche eben keine Sprechakte sondern das, was der Name besagt. Und doch gewinnen diese Wortmeldungen an Aktqualität, je nachdem wer sie wann und wozu äussert. Nimmt man Bewegungen der Börse für einen Beweis von „Aktivität“ im linguistischen Sinn, haben Mitteilungen von Trump auf dessen Truth Social längst Sprechaktcharakter, und zwar im Tempo der Social Media selbst. Also im Modus der Reiz-Reaktions-Folge, die vorzeiten empirisch an Fröschen erforscht wurde. Dasselbe gilt für die Widerrufung oder Änderung einer Ansage, die ja als Markenzeichen der Trump-Dialogik gelten kann. Oswald Spengler, der große EndzeitPhilosoph der Weimerer Republik, versuchte sich auch als Sprachphilosoph und meinte: die Befehle eines Hundehalters zeigten die Kernkompetenz von Sprechaktperformance: „Sitz“, „Lauf“, „Fass“.
Gerade heute zeichnen sich zwei Szenarien von politischer Ansagerei in voller Komplexität vor Augen der Weltöffentlichkeit. Netanjahu kündigt die Eroberung der Stadt Gaza an; Trump kündigt ein Treffen mit Putin an. Der UN Sicherheitsrat hat eine Resolution für Waffenstillstand durch Hamas und Israel gebilligt, mit großer Mehrheit, bei russischer Enthaltung. Also nicht VETO, dem stärksten Sprechakt der internationalen Politik – neben einer Kriegserklärung.