Wikipedia fasst ihn bündig zusammen:
„Der Melierdialog ist eine berühmte, in der Geschichts- und der Politikwissenschaft bis heute diskutierte Textstelle (Buch 5, Kapitel 84–116) aus dem Werk Der Peloponnesische Krieg des griechischen Historikers Thukydides, in der es um das grundlegende Verhältnis von Recht und Macht geht. Geschildert wird ein Streitgespräch zwischen den Vertretern der mit Krieg drohenden Hegemonialmacht Athen, die ultimativ die Unterwerfung der Bewohner von Melos unter den Attischen Seebund verlangen, und den Verhandlungsführern der Melier, die ihrer Insel die Unabhängigkeit von Athen zu erhalten suchen.“
ab Zeile 5,84 .1 heisst es in der Übersetzung von Egon Gottwein, einem Gymnasiallehrer und frühen Digitalphilologen:
(2) Die Melier aber sind eine Kolonie der Lakedämonier und wollten sich nicht gleich den übrigen Inselbewohnern Athen unterwerfen, sondern blieben anfangs ruhig, indem sie sich zu keiner der beiden Parteien hielten; dann aber gerieten sie, da die Athener sie durch Verwüstung ihres Landes mit Gewalt zwingen wollten, in offenen Krieg.
(3) Die Feldherrn Kleomedes, der Sohn des Lykomedes, und Teisias, der Sohn des Teisimachos, bezogen daher mit jener Truppenmacht ein Lager auf ihrer Insel. Bevor sie jedoch an ihrem Land eine Gewalt verübten, schickten sie zuvor Gesandte, welche mit ihnen in Unterhandlung treten sollten.
Die Melier ließen diese nicht vor das Volk, sondern befahlen ihnen vor den Behörden und den Oligarchen vorzutragen, weshalb sie gekommen seien. Die Gesandten der Athener sprachen hier folgendermaßen:
85) „Unsere Rede richtet sich nicht an das Volk, damit nicht die große Menge durch einen zusammenhängenden Vortrag, wenn sie ein für allemal von uns verlockende und unwiderlegliche Dinge hört, verführt werde; denn dies, denken wir, will das besagen, dass ihr uns vor eine oligarchische Versammlung führt. Wohl, so wählt ihr, die ihr hier versammelt seid, einen noch sichereren Weg:
Entscheidet Punkt für Punkt, entscheidet auch ihr nicht in einer langen Rede, sondern nehmt, wenn euch etwas nicht angemessen scheint, was wir sagen, sogleich das Wort und sprecht darüber eure Ansicht aus. Zunächst nun sagt, ob ihr mit unserem Vorschlag einverstanden seid!
Die Abgeordneten der Melier erwiderten hierauf:
„Gegen die Billigkeit des Vorschlags, uns einander in Ruhe zu belehren, lässt sich nichts einwenden; der Krieg aber, welcher bereits gegenwärtig ist und nicht aus der Ferne droht, steht damit offenbar in Widerspruch. Denn wir sehen, dass ihr selbst als Richter über das, was gesagt wird, da seid, und dass das Ende der Rede nach aller Wahrscheinlichkeit uns, wenn unsere gerechte Sache siegt und wir deshalb nicht nachgeben, Krieg, wenn wir aber nachgeben, Knechtschaft bringt. “