passen inzwischen punktgenau zum Gipfelformat: gestern also zwischen Trump und Putin eine denkwürdige Inszenierung. In Alaska, einem ehemals russischen Gebiet, auf welches Putin womöglich Anspruch erheben könnte. Die Amerikaner kauften das Gebiet dem verschuldeten Russland einfach ab, 1867 für sieben Komma zwei Millionen Dollar. Bedenkt man, wie gern Trump für seine Gebietsansprüche in den Brunnen der Geschichte greift, und wie tief erst recht Putin, ist die Furcht nicht unberechtigt. Aber heutzutage dürften Wirtschaftserfolge wichtiger sein. Was hat Trump seinem Kollegen angeboten – und umgekehrt dieser ihm? Wir wissen es (noch) nicht. Bemerkt hat die Weltöffentlichkeit eine offenbar große Wärme im beiderseitigen Umgang. Zwei Gauner, die einander verstehen und gerade nicht unterkühlt behandeln. Oder doch?
Für die demonstrative Kollegialität gibt es immerhin ein historisches Muster. Es gehört zum europäischen Drehbuch , dem Donald Trump aufreizend genau folgt, seitdem er in den präsidialen Sog geriet. Er lernte dort, dass zur Machtergreifung 1. ein Putschversuch gehört, 2. eine Dolchstoßlegende, 3. ein dickes Buch über die undemokratischen Absichten des Diktators, sowie 4. eine fanatische Gefolgschaft. Ferner 5. Hass auf die gebildete Elite und die Wissenschaft überhaupt, sowie 6. Hass auf fremdstämmige Zuwanderer.
Ein düsteres, wenn nicht das düsterste Kapitel dieses Drehbuchs fand 1939 statt. Es nannte sich „Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion“, sah Neutralität im Kriegsfall vor, sowie eine Sonderregelung für die Überlassung von Polen und dem Baltikum an Russland. Wie gespenstisch! Abgesehen von der Ukraine: ist niemand gerade jetzt, fast neunzig Jahre später, so nervös wie die baltischen Staaten und Polen. Zwar sind sie alle Mitglieder der Nato, die es 1939 noch nicht gab, und gegen die starke Nato könnte Putin wohl ohne Atomwaffen nicht antreten. Es sei denn: die USA verlassen dieses Bündnis. Wäre dieser Alaska-Gipfel zugleich auch – wie 1939 – ein Gipfel der Verlogenheit?