Man musste befürchten, dass dieser Angriff auf Israel einen weltweiten Schock auslösen würde. Vor allem in Deutschland. Tägliche Nachrichten über antisemitische Vorfälle, Demonstrationen für Israel, daneben für Palästina, zwar hierzulande verboten, nicht aber im Ausland. Hektische Diplomatie war und ist die Folge. Über zweihundert Geiseln sind im Gazastreifen versteckt, eine Bodenoffensive soll sie befreien, doch jeder fürchtet ein Blutbad. Amerikanische Flugzeugträger und griechische Kriegsschiffe stehen bereit. Netanjahu will sich als Kriegsherr profilieren – dabei sollte er, als Urheber das Ganzen, zurücktreten. Was versteht er von Kriegsführung? Gern wüßte man, wieviele messianisch gestimmte Mitglieder der Regierung ihn kontrollieren.
Katastrophal die Lage der Zivilbevölkerung, mit zwei Millionen Menschen ihrerseits Geisel der Hamas. Das Volk hungert und stirbt; über die Hälfte sind Kinder. Doch hunderte von Lastwagen standen bis gestern morgen noch fest an der ägyptischen Grenze, um Nahrung, Medikamente und Wasser zu bringen . Erst nach hartnäckigen Bitten liess der ägyptische Präsident sich erweichen: er fürchtet den Ansturm der Flüchtlinge, die dann auch nie wieder verschwinden würden. Recht hat er – und recht hätten sie. Wenn irgendetwas, so müsste dieser Krieg als „Vater aller Dinge“ einen palästinensischen Staat begründen.