Während ein welthistorischer Kampf um Lüge und Wahrheit tobt, nimmt die Pandemie ungeheuren Aufschwung . Ein mutiertes Virus aus England steigert die „zweite Welle“ zum Tsunami. Gesundheitsversorgungen weltweit sehen sich „am Limit“. Zu viele Kranke, zu viele Tote, zu wenige PflegerInnen und Ärzte, viele davon längst erschöpft. Unendlicher Streit füllt die Medien – und bedrückende Triagen stehen an.
Die Bevölkerung zerfällt angsterfüllt in Gläubige und Ungläubige. Die Ungläubigen, die maskenlosen,“Gesicht zeigenden“ Lemminge , zweifeln zwar an den Medizinern – glauben aber viel mehr als die braven Patienten. Sie glauben an Verschwörungen aller Art, lassen sich aus den USA über mordlüsterne Demokraten belehren und warten auf den Ausnahmezustand, der ihnen politische „Freiheit“ verschafft. Wie soll man sie regieren?
Die Gesundheitspolitiker fordern immer wieder einen „Dialog auf Augenhöhe“ mit „den Menschen“. Warum? Keine Stunde in unseren Medien, kein Abendprogramm vergeht doch ohne Nachrichten von der Coronafront, keine Busfahrt ohne dauernde Ermahnungen zum neckischen „AHA“ . Was meint man mit diesem Dialog? Der Ausdruck selber beschreibt doch eigentlich nur den Reporter mit Mikro und Kamera. Menschen auf Augenhöhe befragen – das mag gut für die Zuschauer sein, aber auch für die Köpfe? Der Pferdefuss dieser Technik besteht im Modus des Dialogs. Fragen des Reporters werden vom Befragten beantwortet, aber die Antwort steht dann meist einfach im Raum – egal wie klug oder töricht. Der Reporter muss weiter.
Dabei hat die EU verschiedene kluge Beschlüsse gefasst. Impfstoffe wurden zugelassen, eingekauft und verteilt; arme Regionen werden bedacht, Senioren und PflegerInnen vorrangig behandelt. Das gigantische Hilfsprogramm für die notleidenden Südländer wurde angeworfen: mit einer grotesken Szene in Rom. Matteo Renzi , der Juniorpartner von Ministerpräsident Conte, hat gestern die Koalition aufgekündigt. Vor dem Bruch kam ein langer Brief mit dem Hauptvorwurf: die Regierung soll EU Gelder unter EU Aufsicht erhalten, will aber nicht. Das Beispiel Griechenlands ist bedrückend unvergessen.