Gibt es anderswo als in Deutschland unentwegt öffentliche Listen, Aufrufe, in denen sich einzelne Personen outen oder outen sollten? Welche Dialogik verfolgen Aufrufe – welcher Moral gehorchen sie, mit welchen Zeitfenstern arbeiten sie? Alle möglichen Institutionen, vor allem wohl „DIE WELT“ legen gerade Verzeichnisse von Personen an, die sich israelfreundlich oder – unfreundlich verhalten. Also Anhänger oder Sympathisanten der blutig verfeindeten Parteien im Nahen Osten. Juden gibt es in beiden Lagern. Säkulare Akademiker sind eher links – und übersehen das Leid der massakrierten Israelis. Alle Linken haben sich mit dieser Gefühllosigkeit unmöglich gemacht. So die israelische Soziologin Eva Illouz, deren Buch über „Undemokratische Emotionen“ gerade erschien. Die Linke wird sich von diesem Versagen nicht mehr erholen, sagt sie. Aber sie sagt auch: Schuld auf sich geladen hat vor allem Netanjahu, der Premier, der seit spätestens 1998 an der Machtübergabe an die ultraorthodoxen Israelis arbeitet und inzwischen erfolgreich war. Welche p0litische Agenda haben diese Politiker? Wollen sie nur Siedlungen bauen und die Palästinenser vertreiben? Oder repräsentieren sie den allgemeinen Hang zur religiösen Orthodoxie? Dann müsste ihre Agenda ins Licht der Aufklärung kommen. Wir suchen den neuen Moses Mendelssohn. Lessinge haben wir schon.